Zur Person
Martin Kusej, geboren am 14. Mai 1961 in Wolfsberg/ Kärnten. Der Lehrersohn aus Ruden studierte Sportwissenschaft und Regie in Graz. Zahlreiche aufsehenerregende Inszenierungen, darunter „Don Giovanni“(Salzburger Festspiele 2002). Zahlreiche Regiearbeiten an großen europäischen Bühnen. Von 2011 bis 2019 Intendant am Münchner Residenztheater.
Seit Herbst 2019 Direktor des Wiener Burgtheaters. www.martinkusej.de
Diesen Beurteilungen liegen viele Missverständnisse und Unkenntnis zugrunde. „Zertrümmerer“: Wie blöd das schon klingt! Was soll das sein? Eine Maschine, die Materialien in Trümmer legt? Menschen haben Angst. Angst davor, dass ihre Welt anders sein könnte, als sie meinen, als sie sie wahrnehmen. Und aus dieser Angst heraus begegnen sie jeder Veränderung, jeder Überraschung, jeder unerwarteten Wendung mit Begriffen der Ablehnung. Natürlich ist die Welt immer anders, als wir meinen – und man könnte das auch als schön und vital wahrnehmen. Das versucht Kunst seit jeher und ich auch. Sensibel und furchtlos sein, das ist meine Devise, aber doch nicht „Zertrümmerer“.
In zehn Kapiteln geben Sie auch Einblick in Ihre Arbeit an exemplarischen Inszenierungen. Im Kopftheater lassen sich da etliche magische Momente abrufen. Haben Sie dafür eigentlich einen Bauplan, oder ist das mitwachsender Bestandteil des Live-Erlebnisses Theater?
Mein entscheidender Ausgangspunkt war und ist immer: bloß keine Langeweile. Und – wie schon erwähnt – Überraschung, Überwältigung, Irritation. Das gelingt einmal weniger, aber öfter doch mehr, würde ich meinen. Ohne magische Bilder und Momente könnte Theater nicht überleben. Insofern ist das schon ein Bauplan. Danach suche ich von Anfang an.
Wie entstand der Titel? „Hinter mir weiß“, da könnte einem auch
Lady Macbeth einfallen, deren „Herz so weiß“ihre Gewissensbisse nicht mindern konnte. Sie schildern diesen Zustand von Weiß als Moment, der weder Vergangenheit noch Zukunft kennt. Ist das angenehm? Oder will man da eher schnell weg?
Die Entstehung des Titels kann man auf der letzten Seite des Buches nachlesen. Es ist aber ein Zustand, der mich tendenziell mein Leben lang begleitet und den ich nun endlich ausformulieren wollte.
Erste Rückmeldungen sagten Ihnen, das Buch wäre toll. Haben Sie ein Zielpublikum?
Wir wollten ein Buch produzieren, das nicht nur für ein speziell gebildetes Publikum funktioniert, das wäre zu viel Randgruppenprogramm gewesen. Nein, das Buch soll möglichst viele Menschen ansprechen, die Interesse am Theater und auch an meiner Person haben. Ich denke, diese Symbiose hat schon auf der Bühne sehr viel Gutes und Kreatives hervorgebracht und sollte auch in Buchform seine Fans finden.
Die Party zum 60er im Vorjahr fiel ins Wasser. Das Buch ist zu Ihrem morgigen Geburtstag erschienen. Kein Regietrick, oder? Meinen letzten Geburtstag habe ich allen Widrigkeiten zum Trotz sehr schön verbracht, da erinnere ich mich gut daran. Und jetzt: Eine 61 zum Geburtstag ist nicht wirklich ein Grund zum Feiern. Ich bin froh, dass ich dieses Mal schon vorher, zum Erscheinen meines Buches, eine sehr coole Party geben konnte.