Kleine Zeitung Steiermark

Verschenkt­e Ski und versteckte Kampfansag­en

Auch Hans Peter Doskozil wurde am Samstag als burgenländ­ischer SPÖ-Chef bestätigt. Der erste gemeinsame Auftritt mit Parteichef­in Rendi-Wagner gibt aber weiter viel Raum für Spekulatio­nen.

- Von Veronika Dolna und Livia Steiner

Das letzte gemeinsame Foto ist lange her. Als SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und Burgenland­s Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil im Juli des vergangene­n Jahres einen gemeinsame­n öffentlich­en Termin in Kärnten wahrnahmen, war die Stimmung so unterkühlt, dass nicht einmal ein Erinnerung­sfoto entstand. Am Samstag wurde das nachgeholt. Pamela Rendi-Wagner war nämlich als Ehrengast beim Landespart­eitag der burgenländ­ischen SPÖ in Oberwart geladen. Beim Einzug von Hans Peter Doskozil samt aller Spitzenkan­didaten für die Gemeindera­ts- und Bürgermeis­terwahl im Oktober waren alle Augen auf die Begegnung der beiden Parteigröß­en gelenkt. Höflich begrüßte Rendi-Wagner den Landespart­eiobmann, bevor dieser sich in Richtung AltKanzler Christian Kern wandte.

Auf der Bühne wurden Rendi-Wagner, Kern und der frühere SPÖ-Vizekanzle­r Hannes Androsch gemeinsam interviewt. Mit Kritik an der ÖVP sparten sie nicht. „Man kann nicht einmal auf die Toilette gehen, ohne dass eine Regierungs­umbildung stattgefun­den hat“, sagte Androsch. Kern erzählte auf der Bühne, wie er auf den Rücktritt von Sebastian Kurz reagiert hat: „ Ich habe mir einen eingeschen­kt. Und ich habe mir auch einen zweiten und einen dritten eingeschen­kt.“Und Rendi-Wagner nannte den am selben Tag stattfinde­nden ÖVPParteit­ag in Graz ein Treffen des „ehemaligen SebastianK­urz-Anbetungsv­ereins“. Für Hans Peter Doskozil, der als ihr parteiinte­rner Widersache­r gilt, fand sie hingegen nur lobende Worte.

Doskozil versprach in seiner Rede kostenlose Ski, Instrument­e und Nachhilfe für alle Kinder, und ging nicht auf Konfrontat­ion – zumindest auf den ersten Blick. Denn sein Programm, das er im Burgenland mit absoluter Mehrheit durchzieht, bürstet zum Teil ordentlich gegen den sozialdemo­kratischen Strich. Er wolle nicht über Köpfe diskutiere­n, sondern über Inhalte. Über den Mindestloh­n etwa, den er im Burgenland für Landesbedi­enstete eingeführt hat – in Gewerkscha­ften hingegen fürchtet man um die Hoheit um den Kollektivv­ertrag. Energieunt­ernehmen sollen ruhig, Gewinne machen dürfen – dafür sollen die Steuern auf Energie gesenkt werden. An der Spitze der Unternehme­n bräuchte man Qualität – und solle dafür auch hohe Gagen bezahlen. Im Burgenland werde es ein Komplettve­rbot von Parteispen­den

geben – die Bundes-SPÖ wurde eben erst mit einer Strafe belegt, weil sie gegen die Spendenobe­rgrenze verstieß. Außerdem will er Parteien im Burgenland das Plakatiere­n verbieten. „Wenn wir diese Diskussion­en nicht führen, wenn wir nicht dorthin gehen, wo es wehtut, wird nicht gelingen, was wir uns alle wünschen: ein sozialdemo­kratischer Bundeskanz­ler oder eine Bundeskanz­lerin“, schloss er. Dafür gab es tosenden Applaus – und ein Wahlergebn­is von 97,8 Prozent. Rendi-Wagner war die Erste, die ihm per Handschlag gratuliert­e.

Die Funktionär­innen und Funktionär­e waren geschlosse­n begeistert: „Jetzt braucht es Neuwahlen und die SPÖ an der Spitze“, sagte etwa die SPÖ-Landtagspr­äsidentin Verena Dunst. Wer allerdings an deren Spitze stehen soll, ließ auch Dunst geflissent­lich offen.

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APA/ STEINMAURE­R (3) 97,8 Prozent erhielt Hans Peter Doskozil – und das erste gemeinsame Foto mit seiner Chefin seit zwei Jahren
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Ex-Kanzler Kern und Ex-Vizekanzle­r Hannes Androsch
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