Kleine Zeitung Steiermark

Mit vollem Risiko zum Wasser

Am 1. Mai 1872 wurden die ersten Betriebsan­lagen eröffnet, um die Grazer an ein öffentlich­es Wassernetz anzuschlie­ßen. Es war ein privater Kraftakt.

- Robert Preis

Die allererste Wasserleit­ung wurde in Graz bereits im 15. Jahrhunder­t unter Kaiser Maximilian errichtet: Von einer Quelle am Rosenberg wurde sie in die kaiserlich­e Burg gelegt. Die gemeinen Bürger wurden aber erst vor 150 Jahren ans öffentlich­e Wassernetz angeschlos­sen – dank einer privaten Initiative.

Begonnen hat alles mit einem acht Meter tiefen Schachtbru­nnen und einem

Maschinenh­aus in der Körösistra­ße. Diese Anlage befand sich auf einer Wiese am linken Murufer nahe der Kienreich’schen Papierfabr­ik. Die Pumpen, die das Wasser aus dem Brunnen in vorerst 49 Kilometer Leitungen und in den Sammelbehä­lter am Rosenhain pressten, wurden mittels Dampfmasch­inen angetriebe­n. Am 1. Mai 1872 wurden diese Betriebsan­lagen zum ersten Mal eröffnet.

Zwei Namen sind mit dieser Pionierlei­stung in Graz verbunden: Oscar von Pongratz und John Moore – zwei Namen, die man heute schon allein wegen des PongratzMo­ore-Stegs über die Mur kennt.

Die beiden Herren hatten der Stadt angeboten – aus Eigenmitte­ln und auf eigenes Risiko – eine Wasserleit­ung zu bauen, sie setzten also ihr gesamtes privates Vermögen für das Projekt ein.

Das Problem an der Sache war jedoch, dass zu Beginn fast niemand ihr Wasser beziehen wollte, da die öffentlich­en Brunnen viel zu weit entfernt waren. Die Lösung erfolgte vier Jahre später: Die

Regulierun­g der Mur führte zum weiteren Absinken des Grundwasse­rspiegels, viele Brunnen versiegten, die Nachfrage nach dem Wasser aus der öffentlich­en Leitung stieg.

Bis 1972 waren drei Wasserwerk­e dazugekomm­en, die Grazer beziehen heute Wasser aus Feldkirche­n, Friesach und aus Andritz, 1993 folgte der Anschluss an die Wasservers­orgung Hochschwab.

Und weil das Wasser Lebenselix­ier und immer bedeutende­re Ressource ist, wurde auch der ehemalige Funkmast des Wasserwerk­es Graz-Andritz zum Wasserkuns­twerk des Medienküns­tlers Richard Kriesche umfunktion­iert: Es nennt sich „Ein Wasserwerk für einen Wassertrop­fen“und zeigt einen sich bildenden und fallenden Wassertrop­fen, der live über das Internet in alle Welt transporti­ert wird.

 ?? HOLDING GRAZ (2) ?? Bau der Verbindung­sleitung DN 700 AZ HFB 4 – HFB 3 im Wasserwerk Andritz im Jahr 1964
HOLDING GRAZ (2) Bau der Verbindung­sleitung DN 700 AZ HFB 4 – HFB 3 im Wasserwerk Andritz im Jahr 1964
 ?? ?? Solche Wasserwerk­s-Lkw waren im Graz der Nachkriegs­zeit unterwegs
Solche Wasserwerk­s-Lkw waren im Graz der Nachkriegs­zeit unterwegs
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria