Was ist die Würde der Älteren wert?
Dass in der Steiermark so viele Pflegekräfte fehlen, beunruhigt Leserinnen und Leser, denn wir werden alle einmal Hilfe brauchen.
„Pflegereform beflügelt den Protest“, 13. 5.
Es wird der Pflegenotstand bejammert. Ich kenne die Situation aus der eigenen Familie (meine Mutter ist 100 Jahre alt). Wer diese Arbeit kennt, fragt sich, ob die Attraktivität nicht auch an der Bezahlung liegt. Diese Menschen arbeiten mit hoher Verantwortung Tag und Nacht für unsere Mütter und Väter, und dieser Job ist sehr fordernd. Wenn man sieht, wo und wie das Land fördert, sollte man diese Ausgaben auch in Hinblick auf unser aller Zukunft überdenken. Was ist uns die Würde unserer älteren Generation noch wert? Sie haben unsere Zeit maßgebend mitbestimmt! Es kann ein wunderschöner Beruf sein, wenn man nicht ständig am Limit arbeiten muss, nicht zu reden von den erschwerenden Bedingungen durch Corona, was noch lange nicht vorbei ist.
Dr. Gerhard Straka, Graz
Kreative Lösungen
Um dem Mangel an Pflegepersonal entgegenzuwirken, sind kreative Lösungen gefragt. Mein Vorschlag wäre, dem Pflegepersonal eine großzügige Steuererleichterung oder Negativsteuer zu gewähren. Es darf in Österreich nicht sein, dass Spitzensportler Steuererleichterungen erhalten, aber dringebrauchtem Pflegepersonal, das starken physischen wie psychischen Belastungen ausgesetzt ist, der volle Steuersatz verrechnet wird. Zusätzlich könnte die Regierung die Kollektivverträge erhöhen. Manchmal braucht es zusätzliche Anreize, um die Attraktivität des Berufes zu erhöhen bzw. um die Leistung zu würdigen.
Andreas Leeb, Graz
Wenig Anerkennung
Die Misere mit den Pflegekräften ist hausgemacht. Der österreichische Weg, möglichst lange die Augen vor der Wahrheit zu verschließen, hat das Seine dazu beigetragen, dass Care-Arbeit bei uns so wenig Prestige genießt, wie in kaum einem anderen europäischen Land. Wenig Anerkennung heißt: schlechte Bezahlung für suboptimale Arbeitsbedingungen. Menschen mit sozialer Ader, die sich dazu entscheiden, beruflich für ihre Mitmenschen da zu sein, werden ausgebeutet und schlittern oft schon in jungen Jahren ins Burnout.
Frauen, die mit Freude und Engagement als Kindergartenpädagoginnen und Diplomkrankenpflegerinnen, als Altenbetreuerinnen und Fachsozialarbeiterinnen ins Berufsleben starten, entschließen sich oft schon nach wenigen Jahren dazu, den Beruf zu wechseln oder überhaupt als Mütter und/ oder Hausfrauen zu Hause zu
de wieder nicht zu Ende gebracht. Josef Reicher, Rollsdorf
Vorgaben ändern
Es ist richtig, wir brauchen viele Menschen, die sich für einen Beruf in der Pflege interessieren. Aber warum sollten sie diesen Beruf wählen? Viele Fachkräfte sind aus gutem Grund vorzeitig ausgestiegen. Die Arbeitsbedingungen sind zu belastend. Tatsache ist, jeder von uns braucht sicher einmal oder dauerhaft Pflege. Als Gesellschaft wären wir daher gut beraten, diesen Beruf (wieder) attraktiv zu machen. Eine tief empfundene Berufung und die
Nora Kanzler beste Bezahlung taugen nichts, wenn man viele Jahre täglich erschöpft vom Dienst nach Hause geht. Warum Pflegefachkräfte ihren Beruf aufgeben? Ständige Erreichbarkeit, wenig Zeit für die Patientinnen und Patienten, zu viel Administration, fordernde Angehörige, sogar Beschimpfungen usw.
Der Pflegeberuf hat so viele positive Seiten. Es gibt so viele Menschen, die dem Sinn, anderen Menschen zu helfen, folgen wollen. Doch die Kälte unserer Gesellschaft lässt sie irgendwann „erstarren“und sie steigen aus oder beginnen erst gar nicht mit der Ausbildung. Wir