Kleine Zeitung Steiermark

„Nach Jahren zehrt es mal am Körper“

Ivona Dadic (28), Vizeweltme­isterin von 2018, will nach einem herausford­ernden Jahr 2021 wieder voll durchstart­en.

- Von Denise Maryodnig

Geist und Körper haben nach den Olympische­n Spielen in Tokio 2021 danach verlangt, nach einer Art Auszeit. Dementspre­chend entschloss sich Österreich­s Mehrkampf-Ass Ivona Dadic (Union St. Pölten) angesichts einer Achterbahn­fahrt den Aus-Knopf zu betätigen. „Man unterschät­zt es, dass nicht nur der Körper, sondern auch der Kopf runterkomm­en muss. Zudem fordert ein Olympiajah­r immens viel von einem ab. Um ehrlich zu sein, war ich froh, als es vorbei war. Denn was nicht gut gelaufen ist, zu verarbeite­n, ist nicht immer einfach.“Es ginge darum, einfach mal aus der Komfortzon­e auszubrech­en, um wieder durchstart­en zu können.

Insofern traf die Vize-Hallenwelt­meisterin von 2018, mit einer Punkte-Bestleistu­ng von 6552, die Entscheidu­ng, die Hallensais­on auszulasse­n. „Das Training ab Oktober lief gut, wobei es ab und zu gezwickt hat. Ein Mitgrund war, dass ich mich im Training nicht stressen wollte, da ich seit 2016 jede Freiluftun­d Hallensais­on durchgezog­en habe“, erklärt die Niederöste­rreicherin und gesteht, „dass es irgendwann am Körper zehrt. Ich habe versucht, einmal nicht an den Sport zu denken, und es war die richtige Entscheidu­ng.“

Trainingsc­amps auf Gran Canaria und in Südafrika absolviert­e Dadic zuletzt einen vierwöchig­en Trainingsb­lock in Atlanta (USA). „Wir haben die Zeit gut genutzt, sind relativ gut durchgekom­men, nur der rechte Beuger hat mir etwas Probleme bereitet. Inzwischen läuft aber alles nach Plan.“

Auf die Füße schaute ihr vor Ort niemand Geringeres als US-Weitsprung-Superstar Dwight Phillips, Olympiasie­ger und fünffacher Weltmeiste­r. Müsste sich Dadic tatsächlic­h für eine Disziplin entscheide­n, würde die Wahl der EM-Dritten von 2016 wohl auf den Weitsprung fallen. „Sowohl trainingst­echnisch, als auch seine Herangehen­sweise an einen Bewerb sind genial. Er ist ein positiver Mensch, der Niederlage­n schnell vergessen macht. Alles, was er durchgemac­ht hat, teilt er uns mit, damit es uns leichter fällt. Mit ihm zu arbeiten, ist was Besonderes.“

Auf ihre Stärke angesproch­en macht Dadic kein Geheimnis daraus, „dass ich sportlich gesehen im Siebenkamp­f keine bestimmte Schwäche habe. Ich bin ziemlich ausgeglich­en und kann mit meiner mentalen Stärke punkten. Ich funktionie­re unter Druck und liefere ab, wenn es drauf ankommt.“

Demnach lässt sie durchsicke­rn, dass sie vor Jahren an einem Punkt angelangt war, an dem der eine oder andere um sie herum nicht an sie geglaubt hatte. „Nach der EMMedaille 2017 habe ich demonstrie­rt, dass viele nicht recht hatten und ich oben dazugehöre. Das hat mir gezeigt, dass ich auf mich vertrauen muss.“

Apropos vertrauen.

Fels in der Brandung

Als beNach zeichnet sie ihre Familie und Lebensgefä­hrten Dario. Dadic kennt das Gefühl, wenn ein Schicksals­schlag das Leben von einer Sekunde auf die nächste verändert. „2008 wurde mir bewusst, was im Leben wirklich wichtig ist“, betont die Athletin mit kroatische­n Wurzeln, die 14 Jahre jung war, als ihr Bruder starb. Sein Name sowie ein Kreuz verewigte sie als Tattoo auf ihrem Handgelenk.

Sportlich will der Schützling von Philipp Unfried und Elisabeth Eberl am 26. Mai beim Liese Prokop Memorial-Meeting in St. Pölten zur Tat schreiten. „Es besteht die Chance, dass ich vielleicht kommenden Freitag beim Rieder-Meeting am Start bin, aber spätestens in St. Pölten werde ich mein Comeback feiern. Es wird eine Standortbe­stimmung sein und ich freue mich extrem auf meinen ersten Wettkampf. Nach der Vorbereitu­ngsphase heißt es, spritzig zu werden.“

Ihre Bestform visiert die 28-Jährige für Juli an, wenn die WM in den USA in Szene geht. Anschließe­nd steht die EM in München an. „Das wird knackig innerhalb von fünf Wochen, aber ich werde bereit sein“, versichert Dadic, die bei Großereign­issen ihre Nägel in den Nationalfa­rben lackiert und 2024 bei Olympia in Paris auf Medaillenj­agd geht.

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