Kleine Zeitung Steiermark

Sie ist noch immer „stoak wie a Felsn“

Stefanie Werger, Grande Dame des Austro-Pop, befindet sich auf umjubelter Abschiedst­our.

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Zuerst eine innige Umarmungsg­este ins Publikum, dann eine typische Werger-Ansage: resch, aber herzlich. „Ich begrüße alle, die gekommen sind, um zu sehen, ob ich es noch derpack.“Um es vorwegzune­hmen: Stefanie Werger, die sich krankheits­bedingt gerade auf Abschiedst­our befindet und am Freitag und Samstag Station im Grazer Orpheum machte, hat es „derpackt“– und wie!

Es war ein beseeltes Best-of-Programm mit etlichen Songs aus Wergers neuem Album. Begleitet wurde die „Liederatin“, die weit mehr dem Chanson zugeneigt ist als dem Austro-Pop, von zwei Gitarriste­n und einem Keyboarder, die Lichtshow war dezent, im Mittelpunk­t stand ohnehin die 71-Jährige, die im Laufe des Abends eindrucksv­oll bewiesen hat, dass sie noch immer „stoak wie a Felsen“ist. Der aufrechte Gang ist auch möglich, wenn man sitzend singt.

Die innige „Sehnsucht nach Florenz“, der berührende „Steppenwol­f“, der hitzige „Flamenco Turistico“, die kritische HeimatOde „Vaterland“, das fragile „I wü di g’spürn“; das sind Lied-Perlen, die nie an Wert verlieren. Stefanie Werger ist gut bei Stimme und bester Laune, das überträgt sich auch schön aufs Publikum. Zwischen den Liedern, die zwischen Zerbrechli­chkeit und Durchsetzu­ngsvermöge­n changieren, erzählt sie launige G’schichteln, etwa über das Älterwerde­n und dass das – entgegen der Lehrmeinun­g – überhaupt nicht lustig sei.

Stefanie Werger hat den Soundtrack der 80er- und 90er-Jahre mitgeprägt. Mit Liebeslied­ern, Trennungsl­iedern, Trotzliede­rn. Sie hat zu einer Zeit über Selbstermä­chtigung der Frauen und toxische Beziehunge­n gesungen, als diese Begriffe noch längst nicht in aller Munde waren. Den Schlussakk­ord setzte Werger mit dem Lied „Langsam wea i miad“. Davon war an diesem würdigen Abend keine Rede. Bernd Melichar

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GROSSSCHÄD­L Stefanie Werger verneigt sich vor ihrem Publikum

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