Poker um neuen Tunnel durch Graz
Grazer ÖV-Revolution bewegte Landtag: FPÖ warnte vor „Unsummen“an Kosten, Verkehrsreferent Lang (SPÖ) ließ offen, ob ein S-Bahn-Tunnel Landesgeld erhält.
Koralmtunnel, Semmeringbasistunnel: Das sind die größten Bahnbaustellen im Lande. Nun aber schwingt sich auch Graz auf, um bis 2040 eine „Revolution“im öffentlichen Verkehr zu verwirklichen. Nicht über eine Mini-Metro (um 3,4 Milliarden Euro), sondern via S-Bahn-Tunnel. Je nach Variante werden allein die Baukosten mit mindestens zwei Milliarden Euro beziffert.
Das kann Graz alleine nicht stemmen. Land und Bund sind gefordert – oder überfordert. Stefan Hermann (FPÖ) warnte vor „Unsummen“an Kosten. Da Öffi-Projekte anderer Regionen „unter die Räder kommen“könnten, richtete er eine „Dringliche Anfrage“an Verkehrsreferent, SPÖ-Vize-Landeshauptmann Anton Lang. Der allerdings pokert noch.
Aus freiheitlicher Sicht seien S-Bahn & Co. völlig unrealistisch. „Voraussetzung dafür wären Infrastrukturprojekte wie der Ausbau der Ostbahn, eine viergleisige Bahnstrecke von Graz nach Peggau und ein Nahverkehrsknoten in Gösting“, fasste Hermann das Expertenpapier zusammen. Doch nichts davon sei fix. „Der Ausbau eines Nahverkehrsknotens mit SBahn-Anbindung in Gösting ist im aktuell gültigen Zielnetz 2025+ nicht enthalten“, zitierte der Freiheitliche ein Schreiben des Umweltministeriums von Dezember 2021.
Lang schloss rasch aus, dass „andere geplante Projekte in der Steiermark zurückgestellt werden“. Nicht ohne Stolz sprach er über das „Steiermark Paket“von Land und Bund über 1,4 Milliarden Euro – etwa die Hälfte der Mittel wird im Großraum Graz investiert.
Über S-Bahn-Tunnel & Co. fanden aber noch keine Gespräche statt – daher kann er zur Mitfinanzierung nichts sagen. Mehr sagte Lang zu den Nahverkehrsknoten: Am weitesten
sind die Pläne für den Knoten an der Peter-Rosegger-Straße. (Einreichplanung) und für Gösting. Die anderen Projekte (Seiersberg-Pirka, Wetzelsdorfer und Kärntner Straße) seien „im Stadium einer Machbarkeitsstudie“.
Endlich habe sich jemand Gedanken über die ÖV-Zukunft in Graz gemacht, ergriff Lambert
Schönleitner für die Grünen in Graz Partei. „Euer Minister Hofer hat nicht einmal eine Modelleisenbahn in der Steiermark eröffnet“, warf er der FP vor. Für einen „Citytunnel“trat ebenso Niko Swatek (Neos) ein.
„Ganz Graz wird sicher nicht zur verkehrsberuhigten Zone“, ergänzte Werner Murgg (KPÖ) im Sinne der Autofahrer.