Der Jäger weiß woher das Fleisch kommt
Wann Wolf und Bär zur Gefahr werden und warum weder Fleischverzicht noch Klimaschutz die Liebe zur Jagd gehemmt haben. Darüber wird am 73. Steirischen Landesjägertag am Samstag in Gamlitz gesprochen.
Kein Wolf aus dem Märchen, dafür umso lebendiger war das Raubtier, das einer Obersteirerin Ende April vor das Auto lief. „Ein Wolf, es ist wirklich ein Wolf“, rief die Tochter der Murtalerin, die ebenfalls im Wagen saß und ihren Augen nicht trauen konnte. Sichtungen dieser Art sind in der Steiermark längst keine Seltenheit mehr. Neben Wölfen in Obdach und Eisbach-Rein sollen in Stainz Jäger jüngst sogar auf Spuren von Bären-Tatzen gestoßen sein.
Auch darüber wird Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau beim diesjährigen 73. Steirischen Landesjägertag, am Samstag in Gamlitz sprechen. Zudem soll es um die Ziele und Zukunft der Landesjägerschaft gehen.
Dass Großraubtiere immer näher an den Menschen rücken, gibt mehr und mehr Steirerinnen und Steirern zu denken und hat laut dem Forstbesitzer mehrere Gründe: Unter anderem die Versiegelung des Bodens und falsche Abfallwirtschaft. „Die Steiermark verfügt über 115
Hektar Eigenjagd, das entspricht etwa einer Fläche von 160 Fußballfeldern. Jahr für Jahr wird aber der Lebensraum der Wildtiere eingegrenzt. Hinzukommt, dass falsche Abfallwirtschaft, etwa das nicht richtige Entsorgen von Essensresten auf Bauernhöfen, die Tiere bis an den Hof lockt. Weil sie wissen, hier kommen sie mühelos an Nahrung heran.“
Zwar seien im Laufe der Zeit immer wieder Wölfe und Bären durchs Land gestreift, diesmal sei die Zahl aber durchaus auffällig. Noch sieht MayrMelnhof-Saurau keine unmittelbare Gefahr für den Menschen: „Wir stehen in regem Kontakt mit Jägern aus den Nachbarländern – etwa Slowenien, der
Schweiz
kann genaue Auskunft darüber geben, woher es kommt.“
Für den Landesjägermeister liegt die Hauptaufgabe eines Jägers nicht nur darin, das Gewehr zu zücken, sondern auch Wildtiere vor dem Tod zu bewahren. Was widersprüchlich klingt, wird seit Jahrzehnten praktiziert. Weil im Zuge der Mäharbeiten bis zu 2500 Rehkitze und Niederwild den Mähwerken zum Opfer fallen, werden in Zusammenarbeit mit den steirischen Landwirten und mithilfe von Kitzrettern Rehkitze im hohen Gras aufgespürt. Das passiert etwa durch Wärmebildkameras in Drohnen, die ganze Felder überfliegen. Jäger setzten die Kitze dann im Wald aus, wo sie im besten Fall von den Rehgeißen in Sicherheit gebracht werden. Danach werden im ganzen Gebiet Warnsignale platziert, „das können akustische Signale, ein Duftzaun oder Lichtmarkierungen sein“. Für Mayr-Melnhof-Saurau bleibt der Jäger, ob als Beruf oder Hobby, ein wichtiger Bestandteil der Natur: „Das Wissen, das jede Jägerin und jeder Jäger durch die Ausbildung gewinnt, ist wie eine grüne Matura.“