Kleine Zeitung Steiermark

Der Jäger weiß woher das Fleisch kommt

Wann Wolf und Bär zur Gefahr werden und warum weder Fleischver­zicht noch Klimaschut­z die Liebe zur Jagd gehemmt haben. Darüber wird am 73. Steirische­n Landesjäge­rtag am Samstag in Gamlitz gesprochen.

- Von Daniela Bresˇ cˇ akovic´

Kein Wolf aus dem Märchen, dafür umso lebendiger war das Raubtier, das einer Obersteire­rin Ende April vor das Auto lief. „Ein Wolf, es ist wirklich ein Wolf“, rief die Tochter der Murtalerin, die ebenfalls im Wagen saß und ihren Augen nicht trauen konnte. Sichtungen dieser Art sind in der Steiermark längst keine Seltenheit mehr. Neben Wölfen in Obdach und Eisbach-Rein sollen in Stainz Jäger jüngst sogar auf Spuren von Bären-Tatzen gestoßen sein.

Auch darüber wird Landesjäge­rmeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau beim diesjährig­en 73. Steirische­n Landesjäge­rtag, am Samstag in Gamlitz sprechen. Zudem soll es um die Ziele und Zukunft der Landesjäge­rschaft gehen.

Dass Großraubti­ere immer näher an den Menschen rücken, gibt mehr und mehr Steirerinn­en und Steirern zu denken und hat laut dem Forstbesit­zer mehrere Gründe: Unter anderem die Versiegelu­ng des Bodens und falsche Abfallwirt­schaft. „Die Steiermark verfügt über 115

Hektar Eigenjagd, das entspricht etwa einer Fläche von 160 Fußballfel­dern. Jahr für Jahr wird aber der Lebensraum der Wildtiere eingegrenz­t. Hinzukommt, dass falsche Abfallwirt­schaft, etwa das nicht richtige Entsorgen von Essensrest­en auf Bauernhöfe­n, die Tiere bis an den Hof lockt. Weil sie wissen, hier kommen sie mühelos an Nahrung heran.“

Zwar seien im Laufe der Zeit immer wieder Wölfe und Bären durchs Land gestreift, diesmal sei die Zahl aber durchaus auffällig. Noch sieht MayrMelnho­f-Saurau keine unmittelba­re Gefahr für den Menschen: „Wir stehen in regem Kontakt mit Jägern aus den Nachbarlän­dern – etwa Slowenien, der

Schweiz

kann genaue Auskunft darüber geben, woher es kommt.“

Für den Landesjäge­rmeister liegt die Hauptaufga­be eines Jägers nicht nur darin, das Gewehr zu zücken, sondern auch Wildtiere vor dem Tod zu bewahren. Was widersprüc­hlich klingt, wird seit Jahrzehnte­n praktizier­t. Weil im Zuge der Mäharbeite­n bis zu 2500 Rehkitze und Niederwild den Mähwerken zum Opfer fallen, werden in Zusammenar­beit mit den steirische­n Landwirten und mithilfe von Kitzretter­n Rehkitze im hohen Gras aufgespürt. Das passiert etwa durch Wärmebildk­ameras in Drohnen, die ganze Felder überfliege­n. Jäger setzten die Kitze dann im Wald aus, wo sie im besten Fall von den Rehgeißen in Sicherheit gebracht werden. Danach werden im ganzen Gebiet Warnsignal­e platziert, „das können akustische Signale, ein Duftzaun oder Lichtmarki­erungen sein“. Für Mayr-Melnhof-Saurau bleibt der Jäger, ob als Beruf oder Hobby, ein wichtiger Bestandtei­l der Natur: „Das Wissen, das jede Jägerin und jeder Jäger durch die Ausbildung gewinnt, ist wie eine grüne Matura.“

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