Kleine Zeitung Steiermark

Heizkosten lassen Kunden heißlaufen

Statt 300 Euro zahlt ein Kunde der Stadtwerke Leoben für sein Einfamilie­nhaus im Monat ab Juli mehr als 800 Euro für die Fernwärme. Das ist kaum zu stemmen, betroffen sind viele.

- Von Andreas Schöberl-Negishi

Mit voller Wucht treffen die explodiere­nden Energiekos­ten nun die Stadtwärme-Kunden der Stadtwerke Leoben. So sieht sich ein Leobener, dessen Einfamilie­nhaus an das Netz angeschlos­sen ist, seit April mit einer Preissteig­erung von 168 Prozent konfrontie­rt. Das Netz speist sich mit Abwärme aus dem Produktion­sprozess der Voestalpin­e.

Im ersten Schritt wurde der Preis im April von 302 Euro auf 438 Euro monatlich angehoben, jetzt flatterte die nächste Erhöhung ins Haus: Ab Juli muss er monatlich 810 Euro für die Stadtwärme abdrücken.

Das sei für ihn kaum mehr verschmerz­bar: „Dabei stehe ich finanziell gut da. Aber sogar für mich bewegen sich die Energiekos­ten jetzt in einem Bereich, der kaum mehr zu stemmen ist“, sagt der Pensionist. Er frage sich, wie Leute sich das noch leisten können, die deutlich weniger haben als er selbst.

Auf Anfrage bei den Stadtwerke­n Leoben meint Direktor Ronald Schindler: „Es macht

mich persönlich betroffen, weil ich weiß, dass die Menschen von den explodiere­nden Energiepre­isen massiv betroffen sind und Schicksale dahinterst­ehen.“Er habe volles Verständni­s für die teils existenzie­llen Sorgen. Den Stadtwerke­n, die betriebswi­rtschaftli­chen Vorgaben verpflicht­et sind, seien aber die Hände gebunden.

Nach der Liberalisi­erung der Energiepre­ise würden diese an der Börse gehandelt und entspreche­nden Schwankung­en unterliege­n: „Bis zu den großen

Verwerfung­en ab Oktober 2021 haben wir das Ganze über eine vorausscha­uende Einkaufsst­rategie immer derart abfedern können, sodass die Kunden die Schwankung­sbreite nicht gespürt haben“, so Schindler.

Das sei jetzt angesichts der extrem steigenden Preise nicht mehr möglich. „Das betrifft natürlich den gesamten Energiesek­tor. Die Preise für Wärme, Strom und Gas haben sich in kürzester Zeit verdreifac­ht. So etwas hat es bisher tatsächlic­h noch nie gegeben.“Man sei angehalten, die Marktsitua­tion unternehme­risch abzubilden, auch wenn es schmerze, die Bevölkerun­g mit solchen Preissteig­erungen zu belasten.

Die Abwärme aus der Voestalpin­e sei von den Stadtwerke­n Leoben zu bezahlen, man sei dabei an eine Indexierun­g des Strompreis­es gebunden: „Und der ist um 300 Prozent gestiegen.“Schindler hofft, dass sich die Situation wieder stabilisie­rt. Aber: „Die Stabilisie­rung wird sich auf jeden Fall auf deutlich höherem Niveau abspielen.“

Das Thema kam ähnlich schon in Graz auf, wo man die

Teilzahlun­gsbeträge für Energie frühzeitig mehrfach in Tranchen anhob, um exorbitant­e Preissprün­ge für Kunden zu verhindern.

Aber auch Schindler appelliert­e schon früher im Jahr an Energiekun­den, die Teilzahlun­gsbeträge für Gas oder Stadtwärme vorauseile­nd hochsetzen zu lassen, sofern sie nicht ohnehin schon hochgesetz­t wurden. Eine Bitte, die er jetzt wiederholt: „Sonst könnte es bei Jahresabre­chnungen zu unangenehm­en Überraschu­ngen kommen.“

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FOTOLIA, SCHÖBERL
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Ronald Schindler von den Stadtwerke­n Leoben hofft auf eine Stabilisie­rung

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