Heizkosten lassen Kunden heißlaufen
Statt 300 Euro zahlt ein Kunde der Stadtwerke Leoben für sein Einfamilienhaus im Monat ab Juli mehr als 800 Euro für die Fernwärme. Das ist kaum zu stemmen, betroffen sind viele.
Mit voller Wucht treffen die explodierenden Energiekosten nun die Stadtwärme-Kunden der Stadtwerke Leoben. So sieht sich ein Leobener, dessen Einfamilienhaus an das Netz angeschlossen ist, seit April mit einer Preissteigerung von 168 Prozent konfrontiert. Das Netz speist sich mit Abwärme aus dem Produktionsprozess der Voestalpine.
Im ersten Schritt wurde der Preis im April von 302 Euro auf 438 Euro monatlich angehoben, jetzt flatterte die nächste Erhöhung ins Haus: Ab Juli muss er monatlich 810 Euro für die Stadtwärme abdrücken.
Das sei für ihn kaum mehr verschmerzbar: „Dabei stehe ich finanziell gut da. Aber sogar für mich bewegen sich die Energiekosten jetzt in einem Bereich, der kaum mehr zu stemmen ist“, sagt der Pensionist. Er frage sich, wie Leute sich das noch leisten können, die deutlich weniger haben als er selbst.
Auf Anfrage bei den Stadtwerken Leoben meint Direktor Ronald Schindler: „Es macht
mich persönlich betroffen, weil ich weiß, dass die Menschen von den explodierenden Energiepreisen massiv betroffen sind und Schicksale dahinterstehen.“Er habe volles Verständnis für die teils existenziellen Sorgen. Den Stadtwerken, die betriebswirtschaftlichen Vorgaben verpflichtet sind, seien aber die Hände gebunden.
Nach der Liberalisierung der Energiepreise würden diese an der Börse gehandelt und entsprechenden Schwankungen unterliegen: „Bis zu den großen
Verwerfungen ab Oktober 2021 haben wir das Ganze über eine vorausschauende Einkaufsstrategie immer derart abfedern können, sodass die Kunden die Schwankungsbreite nicht gespürt haben“, so Schindler.
Das sei jetzt angesichts der extrem steigenden Preise nicht mehr möglich. „Das betrifft natürlich den gesamten Energiesektor. Die Preise für Wärme, Strom und Gas haben sich in kürzester Zeit verdreifacht. So etwas hat es bisher tatsächlich noch nie gegeben.“Man sei angehalten, die Marktsituation unternehmerisch abzubilden, auch wenn es schmerze, die Bevölkerung mit solchen Preissteigerungen zu belasten.
Die Abwärme aus der Voestalpine sei von den Stadtwerken Leoben zu bezahlen, man sei dabei an eine Indexierung des Strompreises gebunden: „Und der ist um 300 Prozent gestiegen.“Schindler hofft, dass sich die Situation wieder stabilisiert. Aber: „Die Stabilisierung wird sich auf jeden Fall auf deutlich höherem Niveau abspielen.“
Das Thema kam ähnlich schon in Graz auf, wo man die
Teilzahlungsbeträge für Energie frühzeitig mehrfach in Tranchen anhob, um exorbitante Preissprünge für Kunden zu verhindern.
Aber auch Schindler appellierte schon früher im Jahr an Energiekunden, die Teilzahlungsbeträge für Gas oder Stadtwärme vorauseilend hochsetzen zu lassen, sofern sie nicht ohnehin schon hochgesetzt wurden. Eine Bitte, die er jetzt wiederholt: „Sonst könnte es bei Jahresabrechnungen zu unangenehmen Überraschungen kommen.“