Steirische Wurzeln virtueller Standards
Das Auto und die Bahn von morgen werden virtuell entwickelt. Der Vorreiter Virtual Vehicle brachte sich für die Mobilitätswende in eine internationale Führungsrolle.
Die Skybar am Schlossberg war ein kleiner, aber würdiger Rahmen für den Star des Tages. Die Virtual Vehicle Forschungsgesellschaft wurde vor 20 Jahren gegründet, was Gesellschafter wie Fördergeber zum Anlass nahmen, das „größte Kompetenzzentrum der Steiermark und wahrscheinlich auch Österreichs“(so Wirtschaftslandesrätin Barbara EibingerMiedl) für seine Erfolge hochleben zu lassen. „Es ist außergewöhnlich, was sie aus 20 Jahren gemacht haben“, stellte AVLBoss Helmut List fest. Der weltweit tätige Entwickler von Antriebssystemen aus Graz ist Gesellschafter
von Virtual Vehicle – gemeinsam mit der TU Graz, Magna, Siemens Mobility, Joanneum Research, Voestalpine und Infineon.
Jost Bernasch, Geschäftsführer von Virtual Vehicle, blickte launig zurück. „Die Anfänge waren turbulent und nur wenige wussten, woran wir hier in Graz eigentlich arbeiten.“Stellten damals 24 Forscher – verteilt auf mehrere Institute der TU – die Fahrzeugentwicklung auf virtuelle Beine, so arbeiten heute 320 Expertinnen und Experten aus 22 Ländern an Projekten wie autonomes Fahren, vernetzte Transportlösungen, Fahrzeugsicherheit und Energieeffizienz. Ein Forschungsast ist die digitale Bahn, von der Bedeutung für Virtual Vehicle „mittlerweile genauso wichtig“, so Bernasch.
Die virtuelle Fahrzeugentwicklung sei nun weltweit Standard – und Virtual Vehicle sieht
sich in einer führenden Rolle, als Referenz gilt die selbst entwickelte Simulationsplattform ICOS, die viele Fahrzeugfertiger im Gebrauch haben. Das Zentrum habe sich zum „gefragten Technologie-Trendsetter“entwickelt und bedient Hersteller wie VW, BMW, Siemens oder Zulieferer wie AVL, Infineon und Magna.
Ausländische Industriepartner investierten 30 Millionen Euro in den Aufbau des Knowhows in der Steiermark. Die jährliche Forschungsleistung von Virtual Vehicle beträgt 27 Millionen, mehr als das Vierfache der Förderungen durch Land (SFG) und Bund (FFG). Diese Finanzierung sei das „wesentliche Fundament“für die Arbeit des Zentrums, betont TU-Rektor Harald Kainz. Für den wissenschaftlichen Leiter Hermann Steffan ist klar, dass Mobilitätswende und Klimaziele „die Nachfrage nach unserer Forschung weiter antreiben“.
Forschungsmillionen. Der Bund investiert 79 Millionen Euro in den Aus- und Aufbau von acht Kompetenzzentren, gab die Forschungsförderungsgesellschaft FFG bekannt. Fünf der acht Zentren sind in Graz: BEST (Energie aus Biomasse), HyCentA (Wasserstoff als Energiespeicher), Know-Center (KI und Daten), LEC (Großmotoren) und RCPE (Pharma).