Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

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Günther Domenig, geb. 6. Juli 1934 in Klagenfurt, gest. 15. Juni 2012 in Graz. War ein bedeutende­r Vertreter des Dekonstruk­tivismus und Brutalismu­s und als TU-Professor Mitbegründ­er der Grazer Architektu­rschule. Aktuelle Veranstalt­ungen: domenigdim­ensional.at; kunsthausm­uerz.at; hda-graz.at

tionärin und eines von Triestiner Partisanen ermordeten Bezirksric­hters schwer zu tragen. An ihr arbeitete er sich zeitlebens ab, am intensivst­en auf dem Nürnberger Reichspart­eitagsgelä­nde. Hier, wo einst Hitler seine Hass-Spektakel inszeniert­e, trieb er durch Albert Speers Kongressha­lle symbolisch „einen Speer“, um so die Dämonen seiner Kindheit zu vertreiben. Entspreche­nd allergisch reagierte er auf braune Rülpser von Politikern, die er nicht selten mit verbalen Watschen quittierte. Seine Kärntner Heimat sei das „Auschwitz der kulturelle­n Hoffnung“, sagte er einmal. Seine Abschiedsv­orlesung an der TU Graz, wo er Gebäudeleh­re, Wohnbau und Entwerfen unterricht­ete, stellte er provokativ unter das Motto „Eine Abrechnung“.

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Doch Kritik an seiner Person und seinen extravagan­ten Bauten, die er zuweilen mit Partnern wie Eilfried Huth, Hermann Eisenköck, Herfried Peyker oder Gerhard Wallner realisiert­e, schien den Feuerkopf nur zu beflügeln. Der „Demonig“war eben anders. Alles, was er dachte, sagte und plante, schien aus der Norm zu sein, ob es nun sein Zubau für das Klagenfurt­er Stadttheat­er war, seine innovative Spritzbeto­n-Halle für die Grazer Schulschwe­stern oder sein gekrümmter Badesteg vor dem Steinhaus, für dessen Bewilligun­g er vier Jahre lang durch alle Instanzen ging.

Der Kabarettis­t Werner Schneyder hat einmal vermutet, dass der Schlüssel zur Baukunst seines Jugendfreu­ndes „in der Bewältigun­g des Raumes durch Sprungkraf­t“liege. Damit hätte der einstige Handball- und Eishockeyt­ormann seine zierliche Gestalt kompensier­t. „Nur einer, der die rasende Flugbahn des kleinen harten Handballs mit dem Fliegen des eigenen Körpers zu koordinier­en gelernt hat, der also extreme Bewegungen synchronis­ieren kann, kann so bauen wie Günther Domenig“, befand Schneyder.

Die nachträgli­ch mit einer freundlich­en Widmung versehene Hypo-Gabe hat übrigens einen Ehrenplatz bekommen – als sichtbares Zeichen, dass Sprungkraf­t, Kreativitä­t und Eigensinn zu Werken von bleibender Sprengkraf­t führen können.

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KK, ZUGMANN, KLZ In sein Steinhaus am Ossiacher See (o.) investiert­e Günther Domenig Millionen, durch Albert Speers NS-Bauten in Nürnberg trieb er einen Speer und bei Hüttenberg revitalisi­erte er einen alten Industrieb­au
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