Zur Person
zitäten, um an Terminals angeschlossen zu werden und von Übersee importieren zu können. Wir sollten auch das Bohren im eigenen Land nicht vergessen. Wir haben noch ungenutzte Reserven in Österreich und können diese auch erschließen, wenn wir das wollen. Längerfristig ist die Beschleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien wichtig.
War Österreich in den vergangenen Jahren hinsichtlich der Diversifizierung seiner Gasimporte tatsächlich zu fahrlässig, wie nun immer wieder kritisiert wird?
Ex post kann ich immer alles schlecht reden. Man hätte vielleicht schon vorher ein Gasbevorratungsgesetz verabschieden oder auf zwischenstaatlicher Ebene für Krisenfälle Kooperationen in der Pipelinenutzung andenken können. Außerdem die europäischen Reserven, wenn schon nicht zu produzieren, zumindest so zu erkunden, dass sie im Krisenfall stufenweise erschlossen und hochgefahren werden können. Für Unternehmen, die privatwirtschaftlich geführt werden, und das sind in Österreich alle Energieversorger, ist eine Diversifizie
Karl Rose, geboren 1961 in Graz, Studium der Erdölwissenschaften an der MontanUni. Er ist Professor am Institut für Unternehmensentwicklung der Uni Graz.
Er war u. a. Chefstratege von Shell und Adnoc in Abu Dhabi sowie Direktor im World Energy Council in London. Er ist Aufsichtsrat der OMV und stellvertretender Aufsichtsratschef der Energie Steiermark.
rung nur dann wirklich möglich, wenn wirtschaftlich vergleichbare Optionen am Tisch liegen. Wenn alle Alternativen viel teurer sind, hört sich der Spaß auf. Welcher Kunde hätte denn ohne Not hohe Energiepreise bezahlt? Dieses Instrumentarium muss von Staaten bespielt werden, nicht von Unternehmen.
Verstehen Sie den Unmut der Industrie, die sich für den Fall eines Gasstopps nicht gut informiert fühlt, welche Sektoren in einem Energielenkungsfall nicht mehr produzieren können?
Ja, allerdings ist Kommunikation immer eine beidseitige Angelegenheit. Es ist mir unbekannt, was eigentlich bereits kommuniziert wurde. Vonseiten der Industrie hat es aber anscheinend auch keine große Initiative gegeben. Man hätte ja auch in Eigenregie Stufenkataloge entwickeln können, die darstellen, welche Folgen ein Gasstopp in 20-Prozent-Schritten für das jeweilige Unternehmen hat. Um das mit Notfallplänen zu begleiten, auch wenn die da lauten, wir sperren am Tag 1 zu. Dann habe ich zumindest eine Abschätzung des wirtschaftlichen Schadens und der Anzahl der Arbeitslosen etc.