Die Stunde der Assistenten
Sie sind mitunter nervig, retten aber Leben und sind demnächst auch gesetzlich vorgeschrieben: Die Assistenzsysteme haben die Autofahrer zunehmend im Griff.
SGerhard Nöhrer, Autor, über die elektronischen Helferlein
für unsere Autos. ie warnen, piepsen und bremsen ein, spielen zwischendurch aber auch ordentlich verrückt. Immer noch sorgen einzelne Assistenzsysteme für Aha-Erlebnisse und Schrecksekunden, von denen Autofahrer ohne Zahl zu berichten wissen.
Denn im Gegensatz zum oft nervösen Zerren in der Lenkung oder der Aufforderung zur Kaffeepause kann einem eine ansatzlose Vollbremsung auf freier Strecke richtig in die Knochen gehen. Solche Vorfälle sind freilich Munition und Argumente für geübte und aktive Lenker, die sich generell gegen eine Bevormundung hinter dem Steuer verwehren und im betreuten Fahren ihre Hoheitsbefugnisse in Gefahr sehen.
Es stimmt schon: Die Zuverlässigkeit bei so manchen elektronischen Helferlein lässt durchaus noch zu wünschen übrig, weil es Systeme gibt, deren Software schwieriger zu programmieren ist. Dazu gehören der Kollisionswarner, aber auch die Verkehrszeichenerkennung und Spurhaltesysteme, die oft an der Qualität der Bodenmarkierungen scheitern. Dagegen arbeiten Systeme wie Einparkhilfen, Querverkehr- oder Toter-Winkel-Warner faktisch fehlerfrei. Als wesentlicher Störfaktor erweisen sich widrige Wetterbedingungen: Bei starkem Regen oder Schneefall kommt es nahezu bei allen Systemen zu starken Einschränkungen und Ausfällen.
Fakt ist aber, dass die Sensor-,
Kamera- und Satelliten-/Online-basierten Assistenzsysteme in allen Fahrzeugsegmenten Einzug gefunden haben – und ohne sie auch künftig nichts mehr geht. Auch, weil es das Gesetz so will: Ab 6. Juli werden für alle in der EU neu typisierten Autos und ab 2024 für alle neu zugelassenen Autos neun verpflichtende Assistenzsysteme vorgeschrieben, die den
Fahrer entlasten, für mehr Komfort sorgen, aber vor allem die Sicherheit steigern sollen.
Vielfahrer und Kleine Zeitung-Cheftester Walter Röhrl, der der Zwangsbeglückung jahrelang skeptisch gegenüberstand, hält heute manche Systeme ,,extrem sinnstiftend, weil sie ein echter Sicherheitsgewinn sind, speziell für ungeübte und unsichere Lenker“.