Kleine Zeitung Steiermark

Diese Büchse ist grotesk

Starkes Solo von Marlene Freitas im Wiener MAK.

- Julia Schafferho­fer

Zwei weiße Handschuhe, Spritzen an der Wand, ein Schemel, Schleifen und ein dehnbares grünes LangarmShi­rt: Mehr braucht die kapverdisc­he Choreograf­in Marlene Monteiro Freitas nicht. Sie ordinierte ihren Tanz schon beim steirische­n herbst in Graz oder eben bei den Wiener Festwochen. Mit „Idiota“im Wiener MAK beschert sie dem Festival zum Finale einen rasant-grotesken Höhepunkt. Mitten im Foyer wie ein Objekt präsentier­t, stellt sich die Performeri­n in einem Glaskobel aus.

In der griechisch­en Mythologie war die Büchse der Pandora mit allem Übel der Welt gefüllt. Ob die Hoffnung darin verwahrt blieb oder es nach draußen schaffte, ist unklar. In dieser Version will Freitas diese suchen – und finden. Darin scheitert sie am Ende zwar, aber der Weg ist hohe performati­ve Kunst. Einmal Clown, einmal Militärste­chschritt, einmal Kind, einmal Striptease­tänzerin, einmal Meerjungfr­au: Sie füllt die Glasbox mit ihrer Wandlungsf­ähigkeit und mit Emotionen wie Schmerz, Angst, Verzweiflu­ng, Freude, Ärger. Die Konstante: Humor. 2023 soll sie eine Oper in Wien inszeniere­n: Vorfreude. www.festwochen.at

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BEA BORGERS Sensatione­ll: Marlene Monteiro Freitas im MAK

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