Kleine Zeitung Steiermark

„Das passt nicht mehr in die Zeit“

Immer mehr Mediziner werden Wahlarzt: Es geht um Lebensqual­ität und Fakten – ein Kassenarzt muss für den gleichen Umsatz doppelt so viele Patienten behandeln.

- Von Dieter Hubmann

eine Kassenstel­le zu erhalten. Zeichen, auch in der Ärztekamme­r engagiert, führte seine Praxis nach der Pensionier­ung als Wahlarzt weiter. Köppel-Klepp zog die Option, „weil ich sonst keine andere Chance hatte“. Beide hegen keine Zweifel an ihrer Entscheidu­ng. Die Tarife, die die Österreich­ische Gesundheit­skasse (ÖGK) für die Mediziner zahle, erfordern eine hohe Patientenf­requenz. Experten sprechen von „Massenabfe­rtigung“. Das passe einfach „nicht mehr in die Zeit“.

„Ich sehe, dass meine Lebensqual­ität als Wahlarzt bedeutend besser ist“, sagt Zeichen. Er geht davon aus, dass man als Kassengynä­kologe doppelt so viele Patientinn­en behandeln müsse wie ein Wahlarzt, um auf den gleichen Umsatz (im Österreich­Schnitt: 266.765 Euro plus Extras) zu kommen. So sei etwa die Mutter-Kind-Pass-Untersuchu­ng seit 27 Jahren finanziell vom Ministeriu­m nie angepasst worden, obwohl die Untersuchu­ng heute wesentlich aufwendige­r sei (Pränataldi­agnostik, Aufklärung etc.). „Für eine der fünf Mutter-Kind-Pass-Untersuchu­ngen erhält man zum Beispiel 18,02 Euro. Ein Wahlarzt verlangt für diese Untersuchu­ng rund 100 Euro.“

Auch bei den Honoraren der ÖGK krankt es. Leistungen, die heute medizinisc­h notwendig wären, seien nicht möglich – oder so gedeckelt, dass sie sich für Kassenärzt­e nicht rechnen. Die versproche­ne Leistungsh­armonisier­ung bei der Gründung der ÖGK war ein politische­r Gag. Zeichen: „Im Schnitt bringt ein Tiroler Kassensche­in um fast ein Drittel mehr als ein

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PRIVAT Allgemeinm­edizinerin und Wahlärztin Kristina Köppel-Klepp

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