„Das passt nicht mehr in die Zeit“
Immer mehr Mediziner werden Wahlarzt: Es geht um Lebensqualität und Fakten – ein Kassenarzt muss für den gleichen Umsatz doppelt so viele Patienten behandeln.
eine Kassenstelle zu erhalten. Zeichen, auch in der Ärztekammer engagiert, führte seine Praxis nach der Pensionierung als Wahlarzt weiter. Köppel-Klepp zog die Option, „weil ich sonst keine andere Chance hatte“. Beide hegen keine Zweifel an ihrer Entscheidung. Die Tarife, die die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) für die Mediziner zahle, erfordern eine hohe Patientenfrequenz. Experten sprechen von „Massenabfertigung“. Das passe einfach „nicht mehr in die Zeit“.
„Ich sehe, dass meine Lebensqualität als Wahlarzt bedeutend besser ist“, sagt Zeichen. Er geht davon aus, dass man als Kassengynäkologe doppelt so viele Patientinnen behandeln müsse wie ein Wahlarzt, um auf den gleichen Umsatz (im ÖsterreichSchnitt: 266.765 Euro plus Extras) zu kommen. So sei etwa die Mutter-Kind-Pass-Untersuchung seit 27 Jahren finanziell vom Ministerium nie angepasst worden, obwohl die Untersuchung heute wesentlich aufwendiger sei (Pränataldiagnostik, Aufklärung etc.). „Für eine der fünf Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen erhält man zum Beispiel 18,02 Euro. Ein Wahlarzt verlangt für diese Untersuchung rund 100 Euro.“
Auch bei den Honoraren der ÖGK krankt es. Leistungen, die heute medizinisch notwendig wären, seien nicht möglich – oder so gedeckelt, dass sie sich für Kassenärzte nicht rechnen. Die versprochene Leistungsharmonisierung bei der Gründung der ÖGK war ein politischer Gag. Zeichen: „Im Schnitt bringt ein Tiroler Kassenschein um fast ein Drittel mehr als ein