Kleine Zeitung Steiermark

Schau, schau, die schöne Au

Vom Rad aus Natur erleben und unterwegs noch jede Menge Geschichte im Gepäck. Diese Symbiose ist im Weinvierte­l und entlang der March ein absolutes Muss.

- Von Arnulf Perdacher Litschau Gmünd Slavonice Drosendorf Niederöste­rreich Hardegg Znaim Retz Laa an der Thaya Mannersdor­f Wien Im Auwald Valtice

Über 10.000 Kilometer lang, beginnend in Nordnorweg­en und endend am Schwarzen Meer in Bulgarien – das ist der EuroVelo 13, der Iron Curtain Trail, entlang der ehemaligen Zonengrenz­e zum Ostblock. Ein Teil dieses prominente­n Radweges verläuft im Weinvierte­l entlang der Grenze zwischen Österreich und der Slowakei. Hier kann man ihn auch beidseitig der March befahren, wobei man in Österreich auf dem KampThaya-March-Radweg unterwegs ist. Beginnend beim March-Thaya-Zentrum in Hohenau, besteht mehrmals die Möglichkei­t, die Landesgren­ze zu queren, um auf beiden Seiten sanft und eben bis nach Hainburg oder Bratislava zu gelangen, das man auf der Tour unbedingt besuchen sollte.

Auf der

österreich­ischen durchfährt man zahlreiche kleinere Orte, in der Slowakei verläuft der Weg weitestgeh­end auf im seinerzeit­igen Ostblock gesperrten und ausschließ­lich dem Militär vorbehalte­nen, kleinen Straßen. Zahlreiche Bunker zeugen heute noch von der ehemals befestigte­n Zonen

St. Pölten

Donau grenze. Fünf Brücken gab es vor dem Krieg zwischen Hohenau an der March und Hainburg, nach dem Zweiten Weltkrieg blieben noch die beiden in den genannten Orten übrig. „Damit das Radeln aber zum grenzübers­chreitende­n Erlebnis wird, wurden inzwischen zwei Radbrücken in Marchegg und Schloßhof gebaut, dazu besteht bei Angern die Möglichkei­t, mit der Fähre den Fluss zu überqueren“, weiß Hannes Steinacker, Geschäftsf­ührer von Weinvierte­l Tourismus.

So ist es möglich, an beiden Ufern der Marchauen dahinzurad­eln. Ein Naturjuwel, das seit einiger Zeit wieder renaturier­t wird. Bis 1987 hat man den Fluss reguliert, ehe ein Umdenken dazu geführt hat, wieder Natur pur zu geSeite

Bratislava stalten. Zahlreiche kleine Kanäle wurden und werden am unteren Flusslauf bis zur Mündung in die Donau bei Devín gebaggert, damit sich das ganze Gebiet wieder in eine sumpfige Naturlands­chaft verwandelt. Es entstehen wieder Auwälder, zahlreiche Vögel, Insekten- und Tierarten haben sich schon angesiedel­t.

sind es die scheuen Schwarzstö­rche, Seeadler und Biber, die zuhauf wieder eine Heimat gefunden haben. In und um Marchegg befindet sich die größte, auf Bäumen brütende Weißstorch­kolonie Mitteleuro­pas, rund 40 Brutpaare residieren derzeit dort und werden versuchen, heuer etwa 100 Jungstörch­e großzuzieh­en. Und bei Marchegg befindet sich

auch ein 70 Hektar großes eingezäunt­es Gebiet, in welchem 15 Konik-Urpferde angesiedel­t wurden. „Die aus Polen importiert­en Wildpferde gedeihen hier prächtig, haben sich bereits auf 27 vermehrt“, erzählt Andreas Pataki, einer der Wildparkra­nger die im Schloss Marchegg residieren.

Entlang der Radwege fährt man auch an zahlreiche­n Kellergass­en entlang, rund 1100 mit etwa 40.000 Weinkeller­n gibt es davon in der Region. Viele sind renoviert und strahlen im traditione­llen Weiß. Einige laden auch zum Besuch ein, man kann die Kellergewö­lbe besichtige­n und das eine oder andere Glas Wein verkosten. So auch in Grub an der March, wo die Familie Küssler in ihren großen Keller zu Führungen lädt. Das ist jedoch nur einer der Höhepunkte des Hauses, hier kann man sogar in Weinfass-Suiten die Nacht verbringen. „Wir haben auch einen singenden Wein kreiert, den wir nach ganz Europa exportiere­n. Einer Flasche Wein wird dazu eine Spieluhr mit einer populären Melodie beigepackt“, sagt Hausherr Küssler über die von ihm erfundene Geschenksi­dee.

Kulturgesc­hichte kann man beim besten Willen nicht umfahren, wenn man das Marchfeld, übrigens durchwegs ebene Wege, wo höchstens starker Gegenwind zum Feind werden kann, mit dem Rad durchquert. So ist ein Besuch des March-Thaya-Zentrums in Hohenau am Fluss mit seiner Naturschau ebenso zu empfehlen wie eine Visite bei der

Ausstellun­g auf Schloss Jedenspeig­en. Das im 12. Jahrhunder­t entstanden­e und stetig erweiterte Schloss ist vor allem wegen der in der Gegend stattgefun­denen Ritterschl­acht bekannt. Hier hat sich 1278 das Schicksal Mitteleuro­pas entschiede­n, als Rudolf von Habsburg Ottokar von Böhmen besiegte und damit eine Jahrhunder­te andauernde Herrschaft der Habsburger besiegelte. Eine multimedia­le Installati­on und zahlreiche Schautafel­n und Dokumente machen die Ausstellun­g im Schloss zu einem Erlebnis.

Schloss Marchegg – übrigens auch eine große Heimstätte der Weißstörch­e – lädt noch bis 13. November zum Besuch der Niederöste­rreichisch­en Landesauss­tellung.

Unter dem Motto „Marchfeld Geheimniss­e“erfährt man dabei sehr viel über Menschen, Natur und Kultur und deren Schätze und Geheimniss­e. „Auch ein Besuch mit Führung durch Schloss Eckartsau, wo das letzte österreich­ische Kaiserpaar Karl I. und Zita 1918 seine letzten Tage in Österreich verbrachte, sollte ein Fixpunkt einer Radtour sein“, rät Yvette Polasek von Weinvierte­l Tourismus.

Ebenso wie ein Besuch der privaten Storchenbr­äuSchaubra­uerei in Untersiebe­nbrunn. Oder ein Abstecher in eine der größten österreich­ischen Bio-Sanddornpl­antagen der Familie Burik in Engelharts­tetten. Nur einige der vielen Attraktion­en, die man im Weinvierte­l radelnd erleben kann.

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Die Ruine der Burg Devín liegt am Zusammenfl­uss von March und Donau (links), darunter am Wasser das Friedensde­nkmal (rechts)
Blick in die Marchauen entlang des Iron Curtain Trails, der durch das Weinvierte­l führt Die Ruine der Burg Devín liegt am Zusammenfl­uss von March und Donau (links), darunter am Wasser das Friedensde­nkmal (rechts)
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