Die 2. Art von Schönheit
„Ein geliftetes Gesicht muss wieder neu eingeweint, eingelacht, hingedacht und eingefühlt werden.“(Hildegard Knef)
Ich schreibe Ihnen diesmal aus London, von einem internationalen Medizinkongress. Hier treffen sich Ärztinnen und Ärzte aus der ganzen Welt, um Wissen und Erfahrung zum Thema Schönheitschirurgie auszutauschen. Wenn es um diese Themen geht, ist Hyaluronsäure und Botulinumtoxin nicht weit. Das eine dient zum Unterspritzen, also Aufpolstern, von Hautpartien, das andere kennen Sie unter dem Markennamen Botox. Ein Nervengift, das
Muskeln für mehrere Wochen lähmt. Beides lässt Falten verschwinden. Ich wurde eingeladen, dort mein Wissen über Körpersprache zu teilen. Ich werde ihnen erklären, dass es zwei Arten von Schönheit gibt. Die eine, die man auf Fotos zu sehen bekommt. Dort mag es Menschen geben, die sich als Sieger sehen, wenn sie die wenigsten Falten im Gesicht haben. Dafür sind eben die oben genannte Produkte da. Sie arbeiten immer auf der Basis, Muskeln und Bewegungen zu hemmen. Dadurch erscheint die Haut eben glatter. Diese Faltenlosigkeit wird aber zu einem hohen
Preis erkauft. Sie geht auf Kosten der zweiten Art von Schönheit. Die ist auf einem Foto niemals zu erkennen. Sie passiert in kleinen Momenten des Lebens, und sie kann nur von den Mitmenschen wahrgenommen werden. Es sind die kleinen und spontanen Reaktionen, die wir einander schenken und damit gegenseitig das Selbstwertgefühl steigern. Der Stammkneipengast, der von seinem Wirt mit einem spontanen breiten Lächeln empfangen wird. Die Kollegin, die die freudig hoch aufgerissenen Augenbrauen der Kollegenschaft sieht, wenn sie vom Urlaub zurückkommt, der Lebenspartner, der das verschmitzte Lächeln seiner Partnerin sieht, und darin so viel Liebe erkennen kann. Das ist die Schönheit, die uns Menschen verbindet. In meinem Vortrag werde ich kein Urteil darüber treffen, welche die wichtigere Schönheit ist. Wissen Sie was ich machen werde? Ich werde den MedizinerInnen einfach von der zweiten Art der Schönheit erzählen. So wie Ihnen jetzt gerade.
ist Körpersprache-Experte.
Mimik „gräbt“sich
ein. Je öfter wir einen Gesichtsausdruck zeigen, desto mehr formt er unser Gesicht. Lächeln Sie also
öfter!