Wenn nur noch eine Pille hilft
Pandemie ließ Doping im Alltag massiv steigen, zeigt neue Studie. Neben Alkohol und Koffein boomten die Schmerz- und Aufputschmittel.
Der Kaffee gleich nach dem Aufwachen am Morgen. Die Zigaretten in den Pausen am Arbeitsplatz. Ein schneller, starker Espresso als Energiespender am Nachmittag. Und am Abend dann das Glas Rotwein, um vom Stress des Tages wieder herunterzukommen.
Doping im Alltag hat viele Facetten, zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Sozialästhetik und psychische Gesundheit der SigmundFreud-Privatuniversität Wien, von der Stiftung Anton-Proksch-Institut in Auftrag gegeben. Und sie zeigt auch: Durch die mehr als zweijährige Coronapandemie ist der Gebrauch der legalen Dopingmittel noch gestiegen. Wobei es allerdings nicht bei Koffein, Nikotin und Alkohol geblieben ist – die Einnahme von Aufputschund Schmerzmitteln ist aufgrund der psychischen Belastungen stark gestiegen.
„Jeder Dritte war durch die Pandemie psychisch belastet, die Einnahme von Aufputschmitteln hat sich bei den Belasteten bis auf das Vierfache erhöht“, so das Fazit der Studie, bei der rund
Psychisch Belastete nehmen doppelt so häufig Schmerzmittel ein wie Unbelastete,
Aufputschmittel sogar viermal so viel. Wolfgang Preinsperger, Anton-Proksch-Institut 1000 Personen aus befragt wurden.
„Geschätzte 150.000 Österreicherinnen und Österreicher sind von Arzneimitteln abhängig, die Dunkelziffer dürfte aber noch weitaus höher liegen“, betont Wolfgang Preinsperger, ärztlicher Direktor am Anton-ProkschInstitut in Wien, einer der führenden Suchtkliniken Europas. 32 Prozent der Betroffenen nehmen Beruhigungsmittel sogar täglich ein, unregelmäßige Arbeitszeiten fördern das noch. Junge Menschen greifen verstärkt zu Aufputschmitteln, Menschen mit Migrationshintergrund laut Studie zu Schmerzmitteln – sie werden bei der Selbstmedikation zur Linderung von Depressionen eingesetzt.
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