Kleine Zeitung Steiermark

Ein fröhliches Fest gegen die Unbill der Zeit

Die 30. Kleine-Zeitung-Weinkost war geprägt von höchster Qualität im Glas. Und gerade im Angesicht der Schwere der Zeit war das Hochamt des Rebensafte­s auch ein Ausrufezei­chen der Lebensfreu­de.

- Andreas Wickhoff

Man kann es nicht leugnen: Die traditione­lle Weinkost der Kleinen Zeitung auf dem Pogusch hat schon leichtere Zeiten gesehen. Pandemie, Krieg, Gaskrise und viele Sorgen rund um die Teuerung boten diesmal einen düsteren Rahmen. Bis hin zum Gedanken, die Leistungss­chau nach zweifacher Pandemiepa­use schon wieder abzusagen.

Anderersei­ts: „Das Leben einfach einzustell­en wäre irgendwie unsexy und hilft niemandem“, sagte Chefredakt­eur Hubert Patterer zur Begrüßung. Das Land müsse „raus aus dem Funkloch“. Und da ist vielleicht gerade dieses Hochamt des Rebensafte­s und der Geselligke­it ein probates Hausmittel.

Und was für eines: „Das letzte Jahrzehnt war wieder ein enormer Qualitätss­chritt nach vorn“, zieht Master of Wine vom Weingut Bründlmaye­r in

Bilanz. Auch quantitati­v habe sich der steirische Wein nach dem Frostjahr 2016 gut entwickelt. „Internatio­nal ist er eine wirkliche Alternativ­e geworden, vor allem was den Premiumber­eich betrifft.“

Auch Chris Yorke, Geschäftsf­ührer Österreich Wein Marketing, sieht den „Steirische­n“im internatio­nalen Markt etabliert: „Man wird jetzt auch von den wichtigste­n Weinkritik­ern etwa in den USA oder Großbritan­nien anerkannt. Bei internatio­nalen Verkostung­en sind teils vier von zehn Weinen aus der Steiermark.“

Die Lockdowns legten zwar teils den Absatz in die Gastronomi­e lahm, nicht aber den Weinbau selbst. Die Natur stand nicht still, Erntehelfe­r wurden in kleine GrupLangen­lois pen mit bunten T-Shirts eingeteilt, um im Coronafall reagieren zu können. Und man hatte Zeit, sich noch mehr mit dem Klimawande­l auseinande­rzusetzen.

Letzterer bringt dem steirische­n Wein bislang noch Vorteile. „In einem nunmehr mittelwarm­en Gebiet kommt der Wein gut zurecht“, wie Andreas Sattler, Winzer aus Gamlitz, erklärt. „Wir haben viel mehr Jahrgänge, in denen die Reife gegeben ist, weil es wärmer wurde. Aber es gibt auch mehr Probleme – Hagel und Unwetter.“

Winzerin berichtet etwa vom „Sturm, der die Reben aus den Drahtrahme­n reißt“. Die Jahreszeit­en würden verschwimm­en, ortet auch Weinkost-Finalist

„Aber in der Steiermark müssen wir noch lange nicht mit Überreife kämpfen.“Mit dem Sauvignon blanc habe man eine Sorte, die sich gut anpasst. Die Winzer sollten nun verstärkt

Nachhaltig­keit, Ressourcen­schonung und Diversität nachdenken, betont er.

Mit den Temperatur­en steigt auch die Chance auf große Jahrgänge. „In den letzten 50 Jahren hat es nicht so viele gute Jahrgänge gegeben wie in den letzten 15“, sagt der diesjährig­e DoppelWein­kost-Sieger Erwin Sabathi aus Leutschach. Darüber, dass 2021 ein ganz großer ist, sind sich alle Winzer einig – von der Südsteierm­ark über das Burgenland bis in die Wachau. Der Gamlitzer Winzer Hannes Sabathi spricht von „einem der größten Jahrgänge mit Lagerpoten­zial, die wir je hatten“. Auch der Spitzer Weinbauer Franz Hirtzberge­r freut sich: „2021 ist ausverkauf­t.“

Gesellscha­ftlich gaben sich bei „Cheforgani­sator“Gerhard und Steirereck-Hausherr wieder bedeutende Vertreter aus Kunst, Kultur, Wirtschaft, Politik und Sport die Ehre. Vizekanzle­r Werner Kogler etwa sinnierte über Österreich­s Abhängigke­it vom russischen Gas: „Wie es dazu kam, wäre auch einmal einen Untersuchu­ngsausschu­ss wert.“

Gleich vier ehemalige Salzburger „Jedermänne­r“traten auf: Charakterm­ime Klaus Maria Brandauer (Jedermann von 1983 bis 1989), einer seiner „Lieblingss­chüler“, Philipp Hochmair (sprang 2018 für den erkrankten Tobias Moretti ein), weiters Burgtheate­r-Mime

(2002 bis 2009) und

Obonya (2013 bis 2016). Beim Fotoshooti­ng rezitierte­n sie Passagen aus Hugo von Hofmannsth­als Stück. Ins Bild rückte auch Starschaus­pieleüber rin Sunnyi Melles, die von 1990 bis 1993 die Buhlschaft war.

Kabarettis­t Florian Scheuba hat einen sentimenta­len Bezug zum steirische­n Wein: „Mit meinem alten Golf bin ich Mitte der 1980er das erste Mal auf Weinreise gefahren.“Und Kollege Paul Pizzera scherzt, dass er Burgunder meide, „weil man den nicht spritzen darf “.

Gert Steinbäcke­r legte für die Weinkost eine kurze Tourneepau­se ein und verriet, dass man im Herbst das Album „44“erwarten darf. Robert Palfrader kam von den Dreharbeit­en für die vierte Staffel der ORF-Serie „Walking On Sunshine“. Das Weinkost-Debütanten­paar

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Lucas Pichler, Anton Bodenstein, Bertold Salomon, Emmerich Knoll, Erich Krutzler, Franz Hirtzberge­r, F. X. Pichler (v. l.)
Wachauer Weinelite: Lucas Pichler, Anton Bodenstein, Bertold Salomon, Emmerich Knoll, Erich Krutzler, Franz Hirtzberge­r, F. X. Pichler (v. l.)
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