Ein fröhliches Fest gegen die Unbill der Zeit
Die 30. Kleine-Zeitung-Weinkost war geprägt von höchster Qualität im Glas. Und gerade im Angesicht der Schwere der Zeit war das Hochamt des Rebensaftes auch ein Ausrufezeichen der Lebensfreude.
Man kann es nicht leugnen: Die traditionelle Weinkost der Kleinen Zeitung auf dem Pogusch hat schon leichtere Zeiten gesehen. Pandemie, Krieg, Gaskrise und viele Sorgen rund um die Teuerung boten diesmal einen düsteren Rahmen. Bis hin zum Gedanken, die Leistungsschau nach zweifacher Pandemiepause schon wieder abzusagen.
Andererseits: „Das Leben einfach einzustellen wäre irgendwie unsexy und hilft niemandem“, sagte Chefredakteur Hubert Patterer zur Begrüßung. Das Land müsse „raus aus dem Funkloch“. Und da ist vielleicht gerade dieses Hochamt des Rebensaftes und der Geselligkeit ein probates Hausmittel.
Und was für eines: „Das letzte Jahrzehnt war wieder ein enormer Qualitätsschritt nach vorn“, zieht Master of Wine vom Weingut Bründlmayer in
Bilanz. Auch quantitativ habe sich der steirische Wein nach dem Frostjahr 2016 gut entwickelt. „International ist er eine wirkliche Alternative geworden, vor allem was den Premiumbereich betrifft.“
Auch Chris Yorke, Geschäftsführer Österreich Wein Marketing, sieht den „Steirischen“im internationalen Markt etabliert: „Man wird jetzt auch von den wichtigsten Weinkritikern etwa in den USA oder Großbritannien anerkannt. Bei internationalen Verkostungen sind teils vier von zehn Weinen aus der Steiermark.“
Die Lockdowns legten zwar teils den Absatz in die Gastronomie lahm, nicht aber den Weinbau selbst. Die Natur stand nicht still, Erntehelfer wurden in kleine GrupLangenlois pen mit bunten T-Shirts eingeteilt, um im Coronafall reagieren zu können. Und man hatte Zeit, sich noch mehr mit dem Klimawandel auseinanderzusetzen.
Letzterer bringt dem steirischen Wein bislang noch Vorteile. „In einem nunmehr mittelwarmen Gebiet kommt der Wein gut zurecht“, wie Andreas Sattler, Winzer aus Gamlitz, erklärt. „Wir haben viel mehr Jahrgänge, in denen die Reife gegeben ist, weil es wärmer wurde. Aber es gibt auch mehr Probleme – Hagel und Unwetter.“
Winzerin berichtet etwa vom „Sturm, der die Reben aus den Drahtrahmen reißt“. Die Jahreszeiten würden verschwimmen, ortet auch Weinkost-Finalist
„Aber in der Steiermark müssen wir noch lange nicht mit Überreife kämpfen.“Mit dem Sauvignon blanc habe man eine Sorte, die sich gut anpasst. Die Winzer sollten nun verstärkt
Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Diversität nachdenken, betont er.
Mit den Temperaturen steigt auch die Chance auf große Jahrgänge. „In den letzten 50 Jahren hat es nicht so viele gute Jahrgänge gegeben wie in den letzten 15“, sagt der diesjährige DoppelWeinkost-Sieger Erwin Sabathi aus Leutschach. Darüber, dass 2021 ein ganz großer ist, sind sich alle Winzer einig – von der Südsteiermark über das Burgenland bis in die Wachau. Der Gamlitzer Winzer Hannes Sabathi spricht von „einem der größten Jahrgänge mit Lagerpotenzial, die wir je hatten“. Auch der Spitzer Weinbauer Franz Hirtzberger freut sich: „2021 ist ausverkauft.“
Gesellschaftlich gaben sich bei „Cheforganisator“Gerhard und Steirereck-Hausherr wieder bedeutende Vertreter aus Kunst, Kultur, Wirtschaft, Politik und Sport die Ehre. Vizekanzler Werner Kogler etwa sinnierte über Österreichs Abhängigkeit vom russischen Gas: „Wie es dazu kam, wäre auch einmal einen Untersuchungsausschuss wert.“
Gleich vier ehemalige Salzburger „Jedermänner“traten auf: Charaktermime Klaus Maria Brandauer (Jedermann von 1983 bis 1989), einer seiner „Lieblingsschüler“, Philipp Hochmair (sprang 2018 für den erkrankten Tobias Moretti ein), weiters Burgtheater-Mime
(2002 bis 2009) und
Obonya (2013 bis 2016). Beim Fotoshooting rezitierten sie Passagen aus Hugo von Hofmannsthals Stück. Ins Bild rückte auch Starschauspieleüber rin Sunnyi Melles, die von 1990 bis 1993 die Buhlschaft war.
Kabarettist Florian Scheuba hat einen sentimentalen Bezug zum steirischen Wein: „Mit meinem alten Golf bin ich Mitte der 1980er das erste Mal auf Weinreise gefahren.“Und Kollege Paul Pizzera scherzt, dass er Burgunder meide, „weil man den nicht spritzen darf “.
Gert Steinbäcker legte für die Weinkost eine kurze Tourneepause ein und verriet, dass man im Herbst das Album „44“erwarten darf. Robert Palfrader kam von den Dreharbeiten für die vierte Staffel der ORF-Serie „Walking On Sunshine“. Das Weinkost-Debütantenpaar