Kleine Zeitung Steiermark

Warum ... waren Sie freiwillig 44 Jahre im Häfen, Herr Mock?

Josef Mock geht als Anstaltsle­iter der Grazer Karlau in Pension. Zum Abschluss wirft er einen Blick zurück auf Belastende­s und auf Lustiges hinter Gittern – und einen Blick auf die Zukunft des Strafvollz­uges.

- Von Alfred Lobnik

HJOSEF MOCK: Es waren sogar 44 Dienstjahr­e. Ich hatte Kunstschmi­ed gelernt und habe mich auf Anraten meines Vaters beworben – und wurde genommen. Ich hab dann erst mit 39 die Studienber­echtigungs­prüfung gemacht, Jus studiert und konnte das dann relativ schnell abschließe­n.

Nein, mein Beruf, mein Leben ist in dieser Welt, wo viele Menschen eingesperr­t sind. Aber ich selbst hatte nie das Gefühl.

Von Justizwach­ebeamten wird psychische Belastbark­eit gefordert. Was ist so belastend?

Das Belastende sind die Schicksale, die Gespräche, die sie hier führen und die schon sehr häufig mit Belastunge­n verbunden sind. Hinter den Menschen, die eingesperr­t sind, stecken manchmal wirklich tragische und auch berührende Geschichte­n, manchmal ganz brutale Geschichte­n. Und man trifft auf Unzufriede­ne, die sich über uns beschweren. So eine Frustratio­n muss man aushalten. Manchmal – wenn auch sehr sehr selten – passieren auch Übergriffe. Und die Sicherheit­sstruktur in einem Hochsicher­heitsgefän­gnis führt bei den Kolleginne­n und Kollegen natürlich auch zu erhebliche­n Belastunge­n.

Diese Woche wurden in Graz zwei Männer verurteilt, die bei einer Home-Invasion eine Frau beinahe getötet haben. Sie hatten sich in einem Gefängnis kennengele­rnt. Ist bei allem Bemühen um Resozialis­ierung das Gefängnis also doch eine Häfen-Akademie, in der man lernt, erst richtig kriminell zu sein?

Es gibt einen Anteil von vor allem jungen Insassen, für die Kriminalit­ät eine gewisse Faszinatio­n hat und wo es auch durchaus Lerneffekt­e im

Schlechten gibt. Wir versuchen, das zu verhindern, indem unterschie­dliche Delikte und Intensität­en von Verurteilu­ngen sowie vor allem Jugendlich­e von älteren Erwachsene­n getrennt werden. Wir wollen negative Einflüsse eindämmen, ganz verhindern wird man es nicht können.

Fernseher und Kuschelzel­le – in der Öffentlich­keit herrscht oft das Bild eines komfortabl­en Strafvollz­ugs.

Strafvollz­ug ist nicht komfortabe­l, es ist der Entzug der Freiheit: Sie sind dort völlig fremdbesti­mmt. Es wird ihnen ständig gesagt, wo sie hingehen sollen und was sie zu tun haben.

Die Karlau mit ihren 560 Haftplätze­n ist an der Kapazitäts­grenze, wird gar zu viel eingesperr­t? Wir haben um 100 Plätze reduziert, weil die Generalsan­ierung angelaufen ist, aber zur Frage: In der Karlau sitzen verurteilt­e Rechtsbrec­her. Das ist in einer Gesellscha­ft, die Wert auf den Schutz ihrer Bevölkerun­g und

Newspapers in German

Newspapers from Austria