Die Grazer „Goldfischer“
Damals wie heute sind in der Steiermark Goldsucher unterwegs. Eine aktuelle Schau in Graz widmet sich dem begehrten Edelmetall und seiner Geschichte.
Gold, Gold, nur du allein ...“Unter diesem Titel lockt noch bis 17. Juli eine Ausstellung ins Grazer Naturkundemuseum. Gewidmet ist sie dem verführerischen Edelmetall in all seinen denkbaren Facetten. Vom JamesBond-Film „Goldfinger“über das sagenumwobene Goldene Vlies, dem Danziger Goldwasser aus dem Jahr 1598 bis hin zu künstlerischen Goldradierungen und Handyplatinen werden kulturgeschichtliche Bezüge zum begehrten Rohstoff hergestellt. Daneben zeigt die von Bernd Moser kuratierte Schau Goldfunde aus aller Welt und der Steiermark, die meisten davon sind Leihgaben aus Privat-Sammlungen.
Gold in der Steiermark? Ja, denn auch in der grünen Mark hat die Goldsuche eine lange Tradition. In den einstigen Bergwerken im Pusterwald, in Teufenbach, in Flatschach bei Spielberg oder in Straßegg zwischen Breitenau und Gasen stieß man in alter Zeit auf Gold. Allerdings handelte es sich stets um Nebenfunde bei der Suche nach anderen Metallen. Einen eigenen Goldabbau hat es in der Steiermark nie gegeben. Insgesamt sind landesweit rund 30 BerggoldFundstellen dokumentiert. Keine davon war jedoch jemals von wirtschaftlicher Wer unter Tage nicht fündig wurde, suchte in Flüssen und Bächen danach. Historische Quellen berichten von den Goldwäschern an der Mur und Drau. Für manche Steirer, die entlang der Flussläufe lebten, wurde das Goldwaschen ein Mittel zum Überleben. Wie groß die Ausbeute tatsächlich war, ist nicht überliefert. Allerdings wurde im Jahr 1911 im heutigen slowenischen Lendava, das damals noch zur Steiermark gehörte, ein Konsortium gegründet, das um die Erlaubnis zum Goldwaschen in der Mur ansuchte.
Man baute eine groß angelegte Waschanlage mit modernsten Behelfen. Über den Ausgang des Unternehmens ist leider nichts bekannt.
Eine andere Art der Goldwäsche machte sich die arme Bevölkerung in der Nähe der Städte zum Beruf. Sie wuschen den Müll, der in die Flüsse gekippt wurde, um nach wertvollen Abfällen zu suchen. Im Jahr 1932 berichtet das „Grazer Tagblatt“dazu: „So haben die Leute, die dort mit Rechen, Stäbchen, oft auch nur mit den rauen Fingern den schlammigen Schwemmsand durchwühlen, den Namen ,Goldfischer‘ erhalten, und es gibt Leute, die dort tatsächlich kleine Goldwaschanlagen errichtet haben, um die schweren Geld- und Schmuckgegenstände aus dem Sand zu schwemmen.“
Einer dieser Grazer Goldfischer fand, wie weiter beBedeutung. richtet wird, eine diamantenbesetzte Brosche. Der Juwelier, dem er sie anbot, erkannte das Schmuckstück wieder und informierte die Besitzerin. Die Sache endete vor Gericht. Der Finder wurde wegen „Fundverheimlichung“zu drei Tagen Arrest verurteilt. In den 1930er-Jahren wurden Stimmen laut, die eine Wiederaufnahme der offiziellen Goldwäscherei in Österreich angesichts der damals großen Arbeitslosigkeit forderten.
Heute ist das Goldwaschen zum Freizeitvergnügen geworden und erfreut sich wieder großer Beliebtheit. Im obersteirischen Pusterwald gibt es eine Goldwaschanlage, die gegen Gebühr benutzt werden kann und „Goldrausch“verspricht. Bei privaten Anbietern kann man Goldwäscher-Erlebnisse in den steirischen Bergen buchen. In der heimischen Goldwäscher-Szene bekannt ist der Grazer Heimo Urban, der ebenfalls an der Ausstellung mitwirkte. Im Jahr 2006 fand er einen 2,53 Gramm schweren Nugget in der Mürz. Es ist bis heute einer der größten Goldfunde, der je aus einem steirischen Fluss geholt wurde. 2018 holte er sich mit dem Österreichischen Nationalteam sogar den Weltmeistertitel im Goldwaschen.