Im Schatten finsterer Monster
Der Karmeliterplatz weist zwar eine lange Geschichte auf, heute ist er ein grauer Platz ohne besondere Eigenschaften, bewacht von zwei neu gebauten Klötzen.
Also zum Verweilen lädt dieser nüchterne Karmeliterplatz nicht wirklich ein. Trotz des Brunnens, in den Paula nicht hinein darf, auch wenn der Beton im Sommer noch so heiß ist. Hungrige und Durstige finden wenigstens am Rand schattige schmale Gastgärten. Sonst dient der Karmeliterplatz für größere Veranstaltungen. Graz war nie sonderlich fantasievoll bei der Gestaltung und Nutzung seiner Plätze. Die Geschichte des Karmeliterplatzes, die kann sich wenigstens sehen lassen.
„Von Erzherzog Karl II. wurde er 1578 rechteckig angelegt und anfänglich einfach als Platz gegen die Burg bezeichnet. In der Zeit der Reformation galt er als das Katholikenviertel, seinen bis heute gültigen Namen erhielt dieser Platz mit dem Bau des Karmeliterklosters 1629“, berichtet unser Stadthistoriker Karl Kubinzky und weist darauf hin, dass der Karmeliterplatz schon früher als „sehr einsam“beschrieben wurde, auf dem nur bei Jahrmärkten, zu den auch jüdische Händler ihre Waren feilboten, reges Treiben geherrscht habe.
Markant an einem Ende des Platzes, bis in die 80erJahre ein großer Parkplatz, die Dreifaltigkeitssäule. Die einst in der Mitte des Platzes stand. Davor zierte sie die Einfahrt vom Hauptplatz in die Sackstraße, von wo man sie, weil zur Behinderung geworden, 1876 auf den Karmeliterplatz versetzte. 1837 wegen Baufälligkeit abgebaut und verräumt, erhielt die Säule in der zweiten Hälfte der 60er-Jahre ihren heutigen Platz. Und kürzlich wieder eine Generalsanierung.
Die Mariensäule wiederum hatte ihren ursprünglichen Standort auf dem Karmeliterplatz, kam dann auf den Jakominiplatz und von dort wieder 1928 auf den Bismarkplatz, dem heutigen Eisernen Tor, wo sie in ihrer Erhabenheit noch immer in die Herrengasse hineinschaut.
Was wir an Gebäuden bei unserem Spaziergang entdecken ist am Eck zur Paulustorgasse die päpstliche Nuntiatur, die es in Graz bis 1627 gab. „Die Sommerresidenz des päpstlichen Botschafters war das Meerscheinschlössl“, ergänzt der Stadthistoriker. Auf Nummer 2 befand sich der Karmeliterhof, in dem der Schauspieler Alexander Girardi Gesangsstunden bekam. „1968 wurde der Karmeliterhof abgebrochen und durch einen unpassenden Neubau ersetzt“, bedauert Kubinzky
Das ehemalige Karmeliterkloster hingegen, von Kaiser Josef II. als Kloster aufgehoben, fand später als Garnisonsspital eine Bestimmung, ab 1927 als Sitz des LandesGendarmeriekommandos, 1982 umgebaut zum neuen Landesarchiv mit Veranstaltungsräumen. Eine gelungene Verschmelzung von alt und neu. Gegenüber, der Karmeliterplatz 6, Sitz der steirischen Volkspartei. „Im ÖVP-Slang K 6 genannt. Das ehemalige Palais Prandegg war ab 1939 Sitz der NaziGauleitung, 1945 zog kurz die KPÖ ein, bevor sie sich in die Lagergasse ansiedelte“führt unser Stadthistoriker aus.
Begrenzt die eine Seite des Karmeliterplatzes diese barocke Dreifaltigkeitssäule, so überschatten monströse dunkle Neubauten das andere Ende und den ganzen Platz. Den ehemaligen Pfauengarten lieferte die Stadt dieser erdrückenden Verbauung aus, trotz Protesten von Altstadtschützern, die vom offiziellen Graz nicht mehr sonderlich gehört werden. Vielleicht sollten die Verantwortlichen mehr spazieren gehen, durchaus auch mit Paula.