Reformer, Eroberer, Folterknecht
Zum 350. Geburtstag von Peter dem Großen verglich sich Wladimir Putin mit dem Zaren. Russlands Präsident misst zwar keine zwei Meter, reformiert nichts, aber auch er ist ein gewalttätiger Tyrann.
Peter der Große führte 21 Jahre lang den großen Nordischen Krieg. Er kämpfte gegen Schweden und versuchte, dem Land einige seiner Territorien zu entreißen. Er hat nichts genommen, sondern er hat das Land zurückgeholt. Ja, er holte das Land zurück und stärkte es. Offensichtlich sind wir jetzt an der Reihe, das Land zurückzuholen und zu stärken.“So sprach Russlands Präsident Wladimir Putin am 9. Juni, 350. Geburtstag des Zaren, der aus dem byzantinischen Dunkel in die westliche Welt zwängte. Freilich in ein Europa des Absolutismus, in dem Russland fortan eine Rolle spielen wollte.
Der am 9. Juni 1672 im Kreml geborene Peter, sein Großvater Michael I. war der erste Zar der Romanow-Dynastie, wuchs in einer politisch stürmischen Zeit auf, in der Machtkämpfe Russland zerrütteten, nicht zuletzt befeuert durch die verworrenen Familienverhältnisse im Hause Romanow. Modest Mussorgski hinterließ mit seiner Oper „Chowantschtschina“(fantastisch in der Bearbeitung von Dimitri Schostakowitsch) ein erschütterndes Tongemälde über diese Zeit der Machtkämpfe. Nach dem Tod von Zar Fjodor III. bestieg Halbbruder Iwan den Thron, weil der aber als gesundheitlich und geistig beeinträchtigt galt, krönte man auch den nächsten Halbbruder zum
Zaren, den erst zehnjährigen Peter. Als Regentin herrschte Halbschwester Sofia über das Land. Bis der herangereifte Peter dazu ansetzte, die alleinige Macht zu erobern. 1696 starb der Mit-Zar Iwan, Halbschwester Sofia war schon vorher ausgeschaltet worden. Peter umgab sich besonders mit Ausländern, die er in der Deutschen Vorstadt von Preobraschenskoje, eidem nem kleinen Ort damals vor Moskau, wohin ihn Sofia kurzfristig verbannt hatte, kennengelernt und sich mit ihnen und ihren Sitten vertraut gemacht hatte. Bei unzähligen Gelagen, es gab kaum jemanden in Peters Umgebung, der nicht als Alkoholiker galt. Eine besonders enge Beziehung pflegte der Zar, ein Hüne, der gut zwei Meter maß, zu einem früheren Stallburschen, Alemitregierenden
Zar Peter der Große als Staatsmann (Bild ganz links) und als Bartstutzer (rechts). Bild unten: Das von ihm erbaute Schloss Peterhof bei St. Petersburg. Links: Der ukrainische Hetman Iwan Masepa