Kleine Zeitung Steiermark

Der Papa wird’s schon richten

Der Kanadier Lawrence Stroll machte mit Mode Milliarden. Mit Aston Martin kaufte er eine automobile Nobelmarke. Für den Vater des Formel-Piloten Lance Stroll geht es um Geldvermeh­rung, aber auch um Leidenscha­ft und Macht.

- Von Gerhard Hofstädter

wegen. Da geht es für den Geschäftsm­ann durchaus auch um sportliche Erfolge, Ehre und Stolz. Und um den Weg für Stroll junior zu ebnen, ihm eine europäisch­e Ausbildung in Sachen Motorsport zu ermögliche­n, zog die gesamte Familie (Vater Lawrence, Ehefrau ClaireAnn, Sohn Lance und Tochter Chloe) in die Schweiz, an den Genfer See. Für seine Vorlieben und für die Karriere seines Sohnes gibt er gerne Geld aus. Mit der Suche nach Sponsoren hielt er sich dabei nicht lange auf. Geld war nie ein Problem. Und weil er für seinen Sohn immer das Beste will, überwies er an Williams eine stattliche Summe, nur damit der Junior in den Genuss einiger Simulator-Stunden kam, anstelle der Diensthabe­nden Valtteri Bottas und Felipe Massa.

Für 80 Millionen kaufte er 2017 den Junior dann endgültig bei Williams ein. Der nächste Schritt war gleich die Übernahme eines Teams. Zuerst investiert­e er in den angeschlag­enen Rennstall Force

India, machte ihn gemeinsam mit einer Investoren­gruppe zu Racing Point. Damit hatte Sohnemann einmal ein fixes Cockpit.

ein ganz neuer Deal. Er rettete die Nobelmarke Aston Martin vor dem Bankrott. Nach dem Einbruch der Verkaufsza­hlen, auch das James-Bond-Image half nicht mehr, war ein Verlust von 104 Millionen Pfund die Folge. England fürchtete um die Unabhängig­keit des Unternehme­ns. Aston Martin stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Besitz großer ausländisc­her Konzerne wie Bentley (VW), Rolls-Royce (BMW) oder Jaguar Land Rover (Tata). Gespräche mit dem chinesisch­en Autobauer Geely (Volvo) wurden schon geführt, ehe Stroll mit einer Finanzspri­tze von 656 Millionen Dollar die Übernahme einleitete. Er machte sich zum Chef des Verwaltung­srats, holte Investoren an Bord, wie seinen Freund Toto Wolff. Die Spekulatio­nen darüber, was die beiden bei ihrem gemeinverd­ienens samen Urlaub nach der Absage des Australien-GP so besprochen haben, nahmen gewaltige Ausmaße an. Sogar von einer kompletten Übernahme der Formel 1 wurde berichtet.

Mit dem Deal von Aston Martin war auch der Name Racing Point Geschichte. Aston Martin zog in die Formel 1 ein, das berühmte „British Racing Green“wurde wiederbele­bt. Und als weiteren Fahrlehrer für den Junior holte man gleich den vierfachen Weltmeiste­r Sebastian Vettel.

So ganz reibungslo­s verläuft das Formel-1-Geschäft freilich nicht. Zuerst wurde Junior Lance als schlechtes­ter Formel-1-Neuling kritisiert (Jacques Villeneuve), der nur durch das Geld des Vaters ein Formel-1-Cockpit habe. Und Anfang des Jahres verließ auch Teamchef Otmar Szafnauer den Kommandost­and. Er habe sich mit Lawrence Stroll nicht mehr verständig­en können, „und zwei Päpste gibt es nicht.“

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Viel Schatten, wenig Licht. Noch erfüllt Lance Stroll (oben) nicht die Erwartunge­n von Vater Lawrence
IMAGO (2), AP 2019 ergab sich Viel Schatten, wenig Licht. Noch erfüllt Lance Stroll (oben) nicht die Erwartunge­n von Vater Lawrence

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