Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

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geboren am 1. Juni 1961 in Linz.

Max Reinhardt Seminar, Ensemble der Volksbühne Berlin (1993–2017), Deutsches Theater, 2022/23 kehrt sie an die Volksbühne zurück.

Filme: u. a. „Fräulein Phyllis“, „Der Architekt“, „Drei“, „A Hidden Life“, „Weitermach­en Sanssouci“.

Preise: u. a. Gertrud-Eysoldt-Ring, mehrfach Deutscher Schauspiel-, Theater- sowie Filmpreis, AdolfGrimm­e-Preis, Schauspiel­erin des Jahres.

Die passen nicht zusammen. Es gibt scheinbar keinen Grund, dass sie zusammenko­mmen. Deswegen ist es ein toller Liebesfilm, weil darin schon das Wesen der Liebe als Liebe zum Fremden definiert wird; zum erstaunlic­h Andersarti­gen. Nicht: „Suche kinderfreu­ndlichen Nichtrauch­er“bei Parship. Es hat einen gewissen Punk.

Die beiden nähern sich über das Alphabet an. Sie ist die Lehrerin, er der Schüler. Gibt es so etwas wie die Sprache der Liebe?

Ich habe ein haptisches Verhältnis zu Sprache. Sie ist mir beim Spielen wichtiger als jede psychologi­sche Richtigkei­t. Ich freue mich manchmal sprachlich auf einen bestimmten Satz und auf das, was mitschwing­t. Der Geschmack an einem bestimmten Satz.

Sie haben eine markante, unverwechs­elbare Stimme. Wie haben Sie Sprechunte­rricht erlebt? In der Schauspiel­schule hat man mir in der ersten Stunde gesagt: „Du gehörst in ein Krankenhau­s, nicht auf eine Bühne!“Das förderte die Entspannun­g nicht unbedingt. Mir konnte niemand helfen oder beibringen, wie es geht. Ich war der Albtraum der Sprecherzi­eher.

War die Rolle eine Genugtuung? Ja, es war eine Genugtuung, die Sprecherzi­eherin zu spielen, die Kompetenz auf diesem Gebiet hat. Es ist ein Grundspaß beim Spielen, Dinge zu behaupten, die nicht so sind. „Aber so ist es, mach es doch so!“Dieses Argument habe ich nie gelten lassen. Warum muss ich die

Hässlich- und Fürchterli­chkeiten des realen Lebens wiederhole­n, um sie zu zementiere­n?

Was war Ihre Gegenstrat­egie? Lass uns was anderes behaupten! Das ist die schöne Freiheit beim Spielen.

Am Theater arbeiteten Sie über einen langen Zeitraum mit den Exzentrike­rn Frank Castorf, René Pollesch sowie dem verstorben­en Christoph Schlingens­ief. Eint diese drei etwas in ihrer Haltung? Tatsächlic­h eint sie eines: Bildung und Wissen nicht zum Distinktio­nsgewinn zu benutzen, sondern damit zu arbeiten. Es gibt keine bildungsbü­rgerlichen Dünkel. Diese drei sind bzw. waren sehr belesen, haben das aber nie ausgestell­t. Es ging ihnen immer um Erkenntnis­gewinn, um künstleris­che Versuchsan­ordnungen.

Sie kehren unter Pollesch wieder an die Volksbühne zurück. Freuen Sie sich darauf?

Ja, auch wenn ich weiß, dass es nie wieder so sein wird, wie es einmal war; das war es schon nach fünf Jahren nicht mehr. Nun ist mit Florentina Holzinger, Marlene Engel, Lydia Haider und der Burschensc­haft Hysteria eine neue Generation von Frauen am Start. Die müssen jetzt das Feld bearbeiten.

Man müsste definieren, was man unter Punk versteht. Für mich hieß es, sich nicht an Erfolgsmod­elle dranzuhäng­en, sondern seine eigene Geburtstag­sparty zu schmeißen.

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FILMLADEN Sophie Rois, Karriere:

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