Kleine Zeitung Steiermark

Kehrt jetzt das Gas aus dem Gestein zurück?

Vor zehn Jahren gab die OMV ihre umstritten­en Pläne zur Schieferga­sförderung im Weinvierte­l auf. Jetzt wird das Thema wieder diskutiert.

- Von Veronika Dolna und Günter Pilch

Die Sache war weit gediehen. Pressekonf­erenzen wurden einberufen, Zeitpläne präsentier­t, Gutachten eingeholt: Etwas mehr als zehn Jahre ist es her, dass die OMV ihre Pläne darlegte, die Österreich mehr Unabhängig­keit in der Erdgasvers­orgung bescheren hätten sollen. „Fracking“hieß die Zauberform­el – die vor allem in den USA und Kanada ausgebaute Förderung von in Schieferge­stein eingeschlo­ssenen Gasvorkomm­en.

Zuvor hatte die OMV bei Poysdorf im Weinvierte­l riesige Schieferga­svorkommen entdeckt. Wie groß genau sie sind, hätte nach den Plänen des Konzerns bereits ab 2013 mittels Probebohru­ngen erkundet werden sollen, sieben Jahre später sollte die kommerziel­le Ausbeutung starten. Doch dazu kam es nicht. Bürgerprot­este und heftige Kritik von Umweltorga­nisationen brachten die Stimmung gegenüber der ökologisch umstritten­en Fördermeth­ode rasch zum Kippen. Der damalige Umweltmini­ster Nikolaus Berlakovic­h (ÖVP) sprach sich gegen das FrackingVo­rhaben aus und ließ eigens das UVP-Gesetz novelliere­n, womit für die Probebohru­ngen eine Umweltvert­räglichkei­tsprüfung nötig wurde. Die OMV zog die Notbremse und sagte das Projekt im Herbst 2012 ab.

Zehn Jahre später wird die Option nun wieder diskutiert.

Bevor man teures Flüssiggas importiert, soll das heimische Schieferga­s im Weinvierte­l gefördert werden, wünschen sich manche – allerdings nur hinter vorgehalte­ner Hand. Denn Fracking ist immer noch hoch umstritten.

In Deutschlan­d, wo Fracking verboten ist, will Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder die Methode wieder erlauben. Auch die Regierungs­partei FDP hinterfrag­t das Verbot. In Österreich hat die mittlerwei­le abgelöste Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck (ÖVP) die Diskussion losgetrete­n. In einem Interview mit der deutschen „FAZ“sprach sie sich mit Verweis auf neue Methoden (siehe rechts) für Fracking aus: „Wir dürfen uns nicht verschließ­en und mit dem technologi­schen Stand von vor 20 Jahren argumentie­ren.“Die ebenfalls abgetreten­e Landwirtsc­haftsminis­terin Elisabeth Köstinger wies das allerdings deutlich zurück. Es gibt nämlich Bedenken, die auch umweltscho­nendere Technologi­en nicht gänzlich ausräumen können: So wird etwa sehr viel Fläche verbraucht, und die Erdbebenge­fahr steigt – der Grund, warum Großbritan­nien Fracking seit 2019 verboten hat.

Im Parlament steht Fracking heute erstmals wieder auf der Tagesordnu­ng. Der FPÖ-Abgeordnet­e Walter Rauch bringt im Umweltauss­chuss einen Antrag für ein Verbot ein: „Es ist weder ungefährli­ch noch um

Jahre lang könnten die Schieferga­svorkommen im Weinvierte­l Österreich nach den ursprüngli­chen Schätzunge­n komplett versorgen. Inzwischen wird aber von deutlich geringeren Mengen ausgegange­n weltfreund­lich.“Der SPÖ-Abgeordnet­e Reinhold Einwallner sorgt sich um Fracking-Pläne rund um den Bodensee (wo es per Landesverf­assung verboten ist) und verlangt von der Regierung „Klarheit über die Position im Hinblick auf Frackingvo­rhaben in Österreich.“

Die fehlt derzeit tatsächlic­h. Weil das Bundesmini­steriumsge­setz, das die letzte Regierungs­umbildung festschrei­bt, erst im Juli beschlosse­n wird, ist sogar noch unklar, welcher Minister eigentlich die Rohstoffag­enden bekommt. Äußern möchte sich unter den ÖVP-Regierungs­mitglieder­n derzeit niemand zum Fracking. Im Klimaschut­zministeri­um von Leonore Gewessler (Grüne) wird auf die lange Dauer, bis tatsächlic­h Gas gefördert würde, verwiesen: „Aus zeitlicher Sicht kann Fracking in Österreich zur Lösung der aktuellen Krise keinen Beitrag leisten.“

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