„Grünes“Fracking: Stärke statt Chemie
An der Montanuniversität Leoben wurde eine unbedenkliche Fracking-Methode entwickelt.
Terawattstunden beträgt die jährliche koventionelle Gasförderung in Österreich
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Die Geschichte wiederholt sich. Bereits im Zuge der Annexion der Krim durch Russland 2014 wurden in der Debatte um mehr Energieunabhängigkeit von Russland europaweit die Rufe nach Fracking als alternative Fördermethode lauter. Parallel wuchs aber auch der Widerstand. Gewarnt wurde und wird vor Risiken für Grund- und Trinkwasser, erhöhter Erdbebengefahr und einem hohen Wasserverbrauch.
Denn um an die in Gesteinsschichten gebundenen Erdgasreserven zu gelangen, wird beim Fracking unter hohem Druck mit Chemikalien versetztes Wasser in ein Bohrloch gepumpt, um die Gesteinsschichten aufzubrechen. Hydraulic Fracturing nennt sich diese namensgebende Technik, bei der in den schwer zugänglichen Schiefer- und Sandstein
Flüssigkeitstank: Wasser, Sand, chemische Zusätze oder Stärke
Grundwasser
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Mehrfach-Rohre mit Dichtzement zum Grundwasserschutz
Flüssigkeit wird mit hohem Druck (rd. 100 bar) in die Schieferschicht gepresst Der Druck „zerreißt“das Gestein („Fracking“)
Gas strömt aus dem Gestein und wird gefördert
Flüssigkeit wird abgepumpt und zur Wiederverwendung aufbereitet schichten kleine Risse (Fracs) entstehen, aus denen dann das Gas oder Öl austritt.
An der Montanuniversität in Leoben kennt man die Schwächen dieser Technologie – und hat bereits vor zehn Jahren eine alternative „Green Fracking“-Methode entwickelt, die ökologisch unbedenklich ist. Als „Vater“dieser Innovation gilt Herbert Hofstätter vom Lehrstuhl für Petroleum und Geothermal Energy Recovery. Die Entwicklung sorgte in Fachkreisen für Aufsehen, verschwand aber an
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Gas strömt in das Rohr
Gasführende
Schicht im Weinviertel in ca. 6000 m Tiefe
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Gastank gesichts günstigerer Fördermethoden für Erdgas schnell wieder aus dem Fokus. „Die Zeit war damals noch nicht reif“, tröstete sich der Wissenschaftler unlängst in einem KleineZeitung-Interview.
Hofstätters Ansatz: Sämtliche verwendeten Rezepturen wurden hinterfragt. Das Ergebnis: Statt eines schädlichen Chemikalienmixes, der eingepresst wird, greift man bei der Leobener „Bio Enhanced Energy Recovery“-Methode auf modifizierte Stärke zurück, um die
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Sand hält die Risse offen
Rohr
Gas wird in das Gasnetz eingespeist
Fließkanäle für die fossilen Energieträger offen zu halten und zu stützen. „Die verwendeten biologischen Substanzen sind wasserrechtlich genehmigt, nicht gesundheitsgefährdend und werden schon für andere bohrtechnische Zwecke verwendet“, beruhigt Hofstätter. Die Veränderung der Klüfte seien an der Oberfläche für den Menschen nicht spürbar.
Auf internationaler Ebene kooperiert Hofstätter bereits mit Partnern in Deutschland und Nordamerika. In Österreich zeigte man bislang wenig Interesse (siehe Artikel links). Das könnte sich jetzt ändern.
Anton Alichanow, 35, Gouverneur des Gebiets Kaliningrad, ist eines der jüngsten russischen Regionaloberhäupter. Einer, der schon mit dem Fahrrad zur Arbeit gekommen ist. Was die „Blockade“angeht, reagierte Alichanow pragmatisch. Die Entscheidung Litauens, einen Teil der russischen Bahntransporte in die Region Kaliningrad nicht mehr passieren zu lassen, sei ein grober Verstoß gegen die Verträge zwischen der EU und Russland, erklärte er. Man werde darauf drängen, dass die europäischen Nachbarn ihr Verhalten ändern. „Wenn das nicht rasch gelingt, sind wir schon dabei, Schiffe auf der Ostsee bereitzustellen.“Sie würden die unter die EU-Sanktionen fallenden Waren künftig aus dem Leningrader Gebiet in den Kaliningrader Hafen Baltijsk schaffen.
Seit Freitag verweigert Litauen russischen Zügen, die Baumaterial, Zement, Metalle und Hochtechnologie in Russlands Kaliningrader Exklave bringen, die Durchfahrt. Laut Alichanow betrifft das zwischen 40 und 50 Prozent des Schienengüterverkehrs durch Litauen.
Und Moskau reagierte deutlich grimmiger als der Gouverneur in Kaliningrad. Kremlsprecher Dmitri Peskow sprach von einem Verstoß gegen „alles und jedes“. Erst bestellte man die litauische Bevollmächtigte, dann den EU-Botschafter ins russische Außenministerium. Dessen Sprecherin Maria Sadrohte Litauen und dem Westen mit „bedauerlichen Folgen“. Diese könnten russische Lieferungen nicht nur in, sondern auch durch die EULänder betreffen und die Lebensmittelsicherheit weltweit gefährden. Nikolai Patruschew, Sekretär des russischen Sicherheitsrates, klagte, die Lage in der baltischen Region sei von einer Massierung der NatoStreitkräfte und vom beispiellosen politischen, informativen und wirtschaftlichen Druck des Westens geprägt. Auf solche „feindselige Handlungen“wie die Teilfrachtblockade Kaliningrads werde Russland reagieren. „Es wird ernsthafte negative Auswirkungen für die Bevölkerung Litauens geben.“
Litauen zeigt sich bisher unbeeindruckt. Man folge mit dem Teilverbot für jene Waren schlicht dem vierten EU-Sanktionspaket gegen Russland, hieß es aus Vilnius.
Schon wird die Region Kaliningrad, bis 1945 Ostpreußen, als mögliches Schlachtfeld gecharowa