Jetzt geht auch die Nasa unter die Ufo-Forscher
Die Nasa gibt eine neue, unabhängige Studie zu unidentifizierten Flugobjekten in Auftrag. Mögliche Erkenntnisse daraus sollen auch der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden.
Ufos – ein spätestens seit den 1940er-Jahren polarisierendes Thema: Unfug, den sich die Realitätsfernen einbilden, sagen die einen. Unbedingt aufzuklärendes Phänomen, meinen nicht wenige andere. Den Auftrag zu Letzterem – nämlich zu einer seriösen wissenschaftlichen Studie – erteilte nun die Nasa höchstpersönlich.
Die zivile US-Bundesbehörde für Raumfahrt will, dass ein unabhängiges Team unter der Leitung des renommierten Astrophysikers David Spergel vorhandene Daten – und davon gibt es reichlich – zu unidentifizierten Flugobjekten untersucht. Die für neun Monate anberaumte Studie soll Basis dafür sein, in Zukunft entsprechende Erkenntnisse optimal sammeln und auswerten zu können.
Die Nasa will also Ufos künftig wissenschaftlich besser verstehen können. Doch wird bekannt, was womöglich herausgefunden wird? Die Nasa sagt
Wurden Erkenntnisse in der Vergangenheit von der Raumfahrtbehörde und der US Air Force sehr bedingt publik gemacht, sollen dann erstmals sämtliche Ergebnisse öffentlich werden, heißt es dazu vorab.
Eben diese Ankündigung heizt unter den „Ufologen“das Interesse bereits vorab beträchtlich an. „Unsere erste Aufgabe ist, das robusteste Daten-Set zu sammeln, das wir sammeln können“, betont Spergel. Es gehe darum, dass die Nasa genügend Information für einen wissenschaftlichen Blick auf die Sache bekommt. Gegenüber der Kleinen Zeitung sagt der Studienleiter, Professor emeritus an der Princeton University, für ein In„Ja!“:
terview zur Verfügungen zu stehen: Allerdings erst, wenn man „weiter im Studienprozess“sei und man „der Diskussion etwas Aufschlussreiches hinzufügen“könne, erläutert er. Die Studie wird ab dem Herbst erstellt.
Die Ufo-Historie ist schon lang: Am 24. Juni 1947 war es, als US-Hobbyflieger Kenneth Arnold im Luftraum des Bundesstaats Washington unterwegs war und von angeblichen Lichterscheinungen über dem Mount Rainier berichtete. Wenige Wochen später gab es andere Meldungen, die zur Basis von haltbaren Verschwörungstheorien wurden: Nahe der USKleinstadt Roswell (New Mexico) sollen im Juli 1947 Trümmer einer „fliegenden Untertasse“geborgen und danach von den Behörden in der „Area 51“in der Wüste von Nevada versteckt und untersucht worden sein. Um das mysteriöse Areal ranken sich seit Jahrzehnten Gerüchte – 2013 bestätigte auch der US-Geheimdienst CIA die Existenz eines US-LuftwaffenNasa,
Testgebiets – allerdings ohne auf Ufo-Gerüchte einzugehen. Offiziell war zunächst noch die Rede von einem abgestürzten Wetterballon. Viel später hieß es seitens der US Air Force, dass die Trümmer von Spezialballons mit Schallsensoren stammten: Diese seien damals in Alamogordo, New Mexico, geheim auf ihre Brauchbarkeit zum Aufspüren von sowjetischen Atomtests getestet worden.
Dass die Ufo-Hysterie in den 1940er-Jahren so richtig Fahrt aufnahm, erklären Autoren – politisch und psychologisch – mit dem Kalten Krieg und kollektiver Angst vor einem ungewissen Angriffsszenario. In den Jahrzehnten danach gab es unzählige weitere, mehr oder weniger glaubwürdige Berichte über Ufo-Sichtungen. Seit Handys über Kameras verfügen, gibt es viel Bildmaterial, das aber meist mehr Fragen aufwirft, als dass es neue Antworten liefert. Für Aufsehen sorgte kein Geringerer als Ex-US-Präsident Barack Obama, als er, 2021 in der „Late Late Show“von Talkmaster James Corden auf die Existenz von Ufos angesprochen, antwortete: „Die Wahrheit ist – und das meine ich ernst –, dass es Aufnahmen von Objekten im Himmel gibt, von denen wir nicht sagen können, was sie genau sind.“
Auslöser dieses Gesprächs waren Aufnahmen, die ein Ufo 2019 in San Diego zeigen sollen. Die US-Navy bestätigte diese, allerdings ohne außerirdischen Ursprung ins Treffen zu führen. 2020 legte das US-Verteidigungsministerium offiziell drei Ufo-Videos vor – diese wurden 2004 und 2015 von US-Marinepiloten mit Bordkameras gemacht (siehe Foto). 2021 schloss ein Pentagon-Bericht die Existenz von Ufos nicht aus.
„Wir haben die Werkzeuge und das Team, um unser Verständnis des Unbekannten zu verbessern. Das ist die Definition von Wissenschaft“, hält Thomas Zurbuchen, Astrophysiker und Wissenschaftsdirektor der
Dieses vom Pentagon vorgelegte Bild gelang einem Piloten der USNavy mit seiner Bordkamera
fest. Sorgen um den Ruf der Behörde habe man nicht. Die Nasa betont im Vorfeld allerdings, dass es keine Hinweise dafür gebe, dass Ufos außerirdisch seien. Studienleiter und Kosmologe Spergel merkt unterdessen an: „Wir wissen nicht, was 95 Prozent des Universums ausmacht. Es gibt also Dinge, die wir nicht verstehen.“