Kleine Zeitung Steiermark

Jetzt geht auch die Nasa unter die Ufo-Forscher

Die Nasa gibt eine neue, unabhängig­e Studie zu unidentifi­zierten Flugobjekt­en in Auftrag. Mögliche Erkenntnis­se daraus sollen auch der Öffentlich­keit bekannt gemacht werden.

- Von Thomas Golser

Ufos – ein spätestens seit den 1940er-Jahren polarisier­endes Thema: Unfug, den sich die Realitätsf­ernen einbilden, sagen die einen. Unbedingt aufzukläre­ndes Phänomen, meinen nicht wenige andere. Den Auftrag zu Letzterem – nämlich zu einer seriösen wissenscha­ftlichen Studie – erteilte nun die Nasa höchstpers­önlich.

Die zivile US-Bundesbehö­rde für Raumfahrt will, dass ein unabhängig­es Team unter der Leitung des renommiert­en Astrophysi­kers David Spergel vorhandene Daten – und davon gibt es reichlich – zu unidentifi­zierten Flugobjekt­en untersucht. Die für neun Monate anberaumte Studie soll Basis dafür sein, in Zukunft entspreche­nde Erkenntnis­se optimal sammeln und auswerten zu können.

Die Nasa will also Ufos künftig wissenscha­ftlich besser verstehen können. Doch wird bekannt, was womöglich herausgefu­nden wird? Die Nasa sagt

Wurden Erkenntnis­se in der Vergangenh­eit von der Raumfahrtb­ehörde und der US Air Force sehr bedingt publik gemacht, sollen dann erstmals sämtliche Ergebnisse öffentlich werden, heißt es dazu vorab.

Eben diese Ankündigun­g heizt unter den „Ufologen“das Interesse bereits vorab beträchtli­ch an. „Unsere erste Aufgabe ist, das robusteste Daten-Set zu sammeln, das wir sammeln können“, betont Spergel. Es gehe darum, dass die Nasa genügend Informatio­n für einen wissenscha­ftlichen Blick auf die Sache bekommt. Gegenüber der Kleinen Zeitung sagt der Studienlei­ter, Professor emeritus an der Princeton University, für ein In„Ja!“:

terview zur Verfügunge­n zu stehen: Allerdings erst, wenn man „weiter im Studienpro­zess“sei und man „der Diskussion etwas Aufschluss­reiches hinzufügen“könne, erläutert er. Die Studie wird ab dem Herbst erstellt.

Die Ufo-Historie ist schon lang: Am 24. Juni 1947 war es, als US-Hobbyflieg­er Kenneth Arnold im Luftraum des Bundesstaa­ts Washington unterwegs war und von angebliche­n Lichtersch­einungen über dem Mount Rainier berichtete. Wenige Wochen später gab es andere Meldungen, die zur Basis von haltbaren Verschwöru­ngstheorie­n wurden: Nahe der USKleinsta­dt Roswell (New Mexico) sollen im Juli 1947 Trümmer einer „fliegenden Untertasse“geborgen und danach von den Behörden in der „Area 51“in der Wüste von Nevada versteckt und untersucht worden sein. Um das mysteriöse Areal ranken sich seit Jahrzehnte­n Gerüchte – 2013 bestätigte auch der US-Geheimdien­st CIA die Existenz eines US-Luftwaffen­Nasa,

Testgebiet­s – allerdings ohne auf Ufo-Gerüchte einzugehen. Offiziell war zunächst noch die Rede von einem abgestürzt­en Wetterball­on. Viel später hieß es seitens der US Air Force, dass die Trümmer von Spezialbal­lons mit Schallsens­oren stammten: Diese seien damals in Alamogordo, New Mexico, geheim auf ihre Brauchbark­eit zum Aufspüren von sowjetisch­en Atomtests getestet worden.

Dass die Ufo-Hysterie in den 1940er-Jahren so richtig Fahrt aufnahm, erklären Autoren – politisch und psychologi­sch – mit dem Kalten Krieg und kollektive­r Angst vor einem ungewissen Angriffssz­enario. In den Jahrzehnte­n danach gab es unzählige weitere, mehr oder weniger glaubwürdi­ge Berichte über Ufo-Sichtungen. Seit Handys über Kameras verfügen, gibt es viel Bildmateri­al, das aber meist mehr Fragen aufwirft, als dass es neue Antworten liefert. Für Aufsehen sorgte kein Geringerer als Ex-US-Präsident Barack Obama, als er, 2021 in der „Late Late Show“von Talkmaster James Corden auf die Existenz von Ufos angesproch­en, antwortete: „Die Wahrheit ist – und das meine ich ernst –, dass es Aufnahmen von Objekten im Himmel gibt, von denen wir nicht sagen können, was sie genau sind.“

Auslöser dieses Gesprächs waren Aufnahmen, die ein Ufo 2019 in San Diego zeigen sollen. Die US-Navy bestätigte diese, allerdings ohne außerirdis­chen Ursprung ins Treffen zu führen. 2020 legte das US-Verteidigu­ngsministe­rium offiziell drei Ufo-Videos vor – diese wurden 2004 und 2015 von US-Marinepilo­ten mit Bordkamera­s gemacht (siehe Foto). 2021 schloss ein Pentagon-Bericht die Existenz von Ufos nicht aus.

„Wir haben die Werkzeuge und das Team, um unser Verständni­s des Unbekannte­n zu verbessern. Das ist die Definition von Wissenscha­ft“, hält Thomas Zurbuchen, Astrophysi­ker und Wissenscha­ftsdirekto­r der

Dieses vom Pentagon vorgelegte Bild gelang einem Piloten der USNavy mit seiner Bordkamera

fest. Sorgen um den Ruf der Behörde habe man nicht. Die Nasa betont im Vorfeld allerdings, dass es keine Hinweise dafür gebe, dass Ufos außerirdis­ch seien. Studienlei­ter und Kosmologe Spergel merkt unterdesse­n an: „Wir wissen nicht, was 95 Prozent des Universums ausmacht. Es gibt also Dinge, die wir nicht verstehen.“

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AFP

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