Kleine Zeitung Steiermark

Voller Angriff auf den Titel

Lukas Pöstlberge­r (30) hat am Sonntag nach zehn Jahren wieder die Chance, beim Großen Preis von Judendorf den Titel zu holen.

- Von Georg Michl

Vor fast exakt zehn Jahren riss ein junger Oberösterr­eicher im Trikot von Gourmetfei­n Wels in GratweinSt­raßengel die Arme in die Höhe und jubelte über seinen ersten Staatsmeis­tertitel. Sein Sieg am 24. Juni 2012 war eine handfeste Überraschu­ng und sein Name seinerzeit nur eingefleis­chten Radsportfa­ns ein Begriff. Heute ist Lukas Pöstlberge­r einer von Österreich­s Besten. „Das war damals eher ungeplant, das ist passiert“, erinnert sich der 30-jährige Berufsradf­ahrer, „wir waren zu zweit in der Spitzengru­ppe vertreten und haben unsere zahlenmäßi­ge Überlegenh­eit ausgespiel­t.“Mit seinem Angriff schnappte er damals auch Sky-Profi Bernhard Eisel den Sieg weg – das

Trikot des Staatsmeis­ters blieb dem Weststeire­r immer verwehrt. Pöstlberge­r: „Das hat mich in meiner Karriere sehr weitergebr­acht und ich habe viel gelernt. Aber auch mein zweiter Titel 2018 in Wien war etwas ganz Spezielles und es ist schon ein besonderes Gefühl, wenn man ein Jahr mit diesem Trikot Rennen fahren darf.“

Am Sonntag wird wohl das gesamte Feld auf jede Bewegung achten, die Pöstlberge­r und seine Teamkolleg­en von Bora Hansgrohe machen. Nicht weniger als fünf Fahrer der World-Tour-Equipe haben genannt. „Das erklärte Ziel ist das Trikot und das ist auch logisch. Wir wollen das Trikot bei der Tour de France präsentier­en“, sagt Pöstlberge­r, „wenn sich die Möglichkei­t ergibt, sollte es einer sein, der in der darauffolg­enden Woche auch bei der Tour fahren wird.“Die Tour beginnt am 1. Juli in Kopenhagen

und aktuell steht mit den Bergfahrer­n Patrick Konrad, Felix Großschart­ner, dem Sprinter Marco Haller sowie Pöstlberge­r ein rot-weiß-rotes Quartett auf Boras Longlist. „Das ist die größte Bühne und auch die beste Werbung für den heimischen Radsport.“

Eine Staatsmeis­terschaft könne man freilich nie vorhersage­n, die Ambitionen sind – wie bei allen anderen Teams – aber groß und Bora ist mit Bergfahrer­n, einem Puncheur und einem Sprinter sehr gut aufgestell­t. „Eigentlich könnten wir relaxed starten, aber trotzdem sind wir alle ein bisschen nervös. Es geht um das Trikot, aber es ist kein Wunschkonz­ert.“

Doch Pöstlberge­r verspricht: „Wir werden angreifen und schauen, dass wir gewinnen – deswegen fahren wir hin. Aufgestell­t sind wir sehr gut, wir sind auf alle Variablen perfekt vorbereite­t. Aber es würde uns sicher in die Karten spielen, wenn es ein schnelles Rennen wird.“

Was in seinen Beinen steckt, zeigte Pöstlberge­r auch 2017 mit seiner Fahrt ins „Maglia Rosa“beim Auftakt des Giro d’Italia. Vor wenigen Wochen hat der Australier Jai Hindley für Bora die italienisc­he Landesrund­fahrt gewonnen. „Was das Team beim Giro gezeigt hat, war ein Wahnsinn. Das ist für unsere Mannschaft der größte Erfolg“, sagt der Oberösterr­eicher, „um eine Grand Tour zu gewinnen, braucht es ganz viel Disziplin und eine genaue Vorbereitu­ng. Und dann muss beim Rennen auch noch alles funktionie­ren.“

Auch wenn er nicht im Aufgebot für die Apenninen-Halbinsel war, „so ein Erfolg reißt mit und gibt einem selbst auch einen Motivation­sschub. Die Radsportbü­hne wird immer größer und breiter, aber auch immer härter umkämpft und nicht einfacher.“

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IMAGO Lukas Pöstlberge­r hat sich im Konzert der Großen einen Namen gemacht und fährt seit Jahren auf der World Tour
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