Entführung von 13-Jähriger oder doch nur Helfersyndrom?
Steirer wegen Entführung und Missbrauchs einer Unmündigen angeklagt. Er fühlt sich nicht schuldig.
Im Jänner soll ein 44-jähriger Steirer eine 13-Jährige aus einer Betreuungseinrichtung in Kapfenberg abgeholt haben und mit ihr im Zug nach Graz gefahren sein. Im Zug soll es dann zu sexuellen Übergriffen gekommen sein. Gestern musste sich der Beschuldigte („Meine Vorstrafen? Letzter Stand: 16.“) wegen Entführung und sexuellen Missbrauchs am Straflandesgericht verantworten.
„Warum sollten Sie sie abholen?“, fragte ihn Richterin Verena Oswald. „Weil sie kein Geld gehabt hat“, meinte der Mann und ergänzte: „Ich war auch einmal jung und wollte weg.“Da sein Auto kaputt war, bat er einen Bekannten, ihn und das Mädchen zum Bahnhof zu bringen. Dieser Bekannte ist mitangeklagt, weil er (wie der 44-Jährige) kinderpornografisches Material besessen haben soll.
Im Zug soll der 44-Jährige das Mädchen unsittlich berührt und seinen Kopf in ihren Schoß gelegt haben. Diese Vorwürfe stritt der Mann vehement ab: „Ich habe das Mädchen definitiv nicht angegriffen.“Außerdem: „Ich wollte extra mit der S-Bahn fahren, weil die Videoüberwachung hat und ich damit auf der sicheren Seite bin“, meinte er. „Wie kommt man auf solche Gedanken als normaler Mensch, der jemandem helfen will?“, fragte sich die Richterin. „Ich bin mit solchen Sachen aufgewachsen“, rechtfertigte sich der Befragte, „ich war ja einige Jahre eingesperrt und rechne immer mit Vorwürfen.“Die Vorwürfe entkräften soll laut Anwalt des Beschuldigten eine
Zugbegleiterin, die während der Fahrt im (nicht abgetrennten Abteil) nahe der Betroffenen saß „und nicht einschreiten musste“.
Das Mädchen soll schließlich beim Mann übernachtet haben: „Wissen Sie, dass das ein Problem ist, wenn es sich um eine 13-Jährige handelt?“, bohrte die Richterin nach. – „Ja, aber bevor sie auf der Straße schlafen muss ...“Außerdem habe er „so etwas wie ein Helfersyndrom“. Es wird vertagt, weitere Zeugen folgen.