Gespenster der Vergangenheit
Gestern wurde der Nannen Preis vergeben. Nur dass er heuer Stern Preis heißt. Der deutsche JournalismusPreis ist nach Henri Nannen benannt: Der 1996 verstorbene Gründer des Magazins „Stern“gilt als einer der bedeutendsten Journalisten der Bundesrepublik. Ein Mann, der mit dem „Stern“Geschichte schrieb, ein streitlustiger Macher, ein Journalist nach alter Fasson.
Nannens Bild hat schon oft Risse erhalten, vor allem, weil er bei der Waffen-SS war. Als Mitglied der Propagandatruppe „Südstern“hat er wohl antisemitische Hetze verfasst. Seine Verstrickungen in den braunen Sumpf sind längst bekannt, schon in den 1970ern hatte Nannen eine Kompagnie „Stern“-Reporter ausgesendet, um die Vorwürfe zu prüfen.
Seit der NDR letzten Monat Erzeugnisse von „Südstern“ausfindig gemacht hat, wird Nannen wieder zum Prüfstein für die deutsche Öffentlichkeit. Wie mit einem verdienten und geachteten Mann umgehen, dessen Biografie solche Schweinereien beinhaltet? er Preis wurde vorsorglich umbenannt, vielleicht wird auch die NannenSchule bald folgen. Das ist keine Cancel Culture, sondern ein Nachbeben: Nach dem Krieg war man lässig bei der „Vergangenheitsbewältigung“gewesen. Jetzt kann man derlei nicht mehr als „Jugendsünde“wegreden. Eine Erkenntnis, die mindestens 70 Jahre zu spät kommt.
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