Der Ruf ist beschädigt
Documenta 15: Dem Abbau der umstrittenen Installation in Kassel muss die Aufarbeitung folgen.
Es war absehbar, dass eine Verhängung mit schwarzen Stoffbahnen nicht reicht: Dienstagabend wurde bei der documenta fifteen jenes Banner der indonesischen Künstlergruppe Taring Padi abgehängt, das seit vergangenem Freitag für massive Kritik am Kuratorenteam Ruangrupa, aber auch an der Generaldirektorin Sabine Schormann sorgt.
Auf der 20 Jahre alten großflächigen Installation „People’s Justice“sind etwa Soldaten mit Schweinegesichtern zu sehen, deren Helme die Aufschrift „Mossad“tragen. Oder aber ein Jude mit Schläfenlocken, Reißzähnen und SS-Zeichen in Runenschrift am Hut. Auf die Empörung folgte eine Entschuldikritischen
Das Banner wurde Dienstagabend entfernt
gung des Künstlerkollektivs, die für nur noch mehr Aufregung sorgte: „Unsere Arbeiten enthalten keine Inhalte, die darauf abzielen, irgendwelche Bevölkerungsgruppen auf negative Weise darzustellen. Die Figuren, Zeichen, Karikaturen und andere visuellen Vokabeln in den Werken sind kulturspezifisch auf unsere eigenen Erfahrungen bezogen“, erklärte die Gruppe unter anderem.
Schon im Vorfeld der documenta wurden die Kuratoren dafür kritisiert, Künstlergruppen ein Forum zu geben, die den kulturellen Boykott Israels unterstützen würden. Bei der documenta sah man sich offenbar nicht in der Verantwortung, vorab einen
Blick auf das Banner zu werfen, wie Generaldirektorin Schormann in einer Mitteilung bekannt gab: Die Geschäftsführung sei „keine Instanz, die sich die künstlerischen Exponate vorab zur Prüfung vorlegen lassen kann, und darf das auch nicht sein“.
Auf die Entfernung der Installation muss nun die Aufarbeitung folgen, so Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees: „Es wird höchste Zeit, ein Gespräch zu beginnen, die Künstler zu hören, aus welcher Weltsicht diese Bilder so entstanden sind.“Es steht nicht weniger als der Ruf der Weltkunstausstellung auf dem Spiel. documenta.de