Kleine Zeitung Steiermark

Wien ist ganz anders

- Martin Gasser

Wien gilt ja als Weltmetrop­ole des Raunzens: Die Bewohnerin­nen und Bewohner dieser Stadt machen aus ihrem Herzen keine Mördergrub­e, wenn es darum geht, die Beschwerli­chkeiten des Daseins deutlich zu machen. Dass das „goldene Wienerherz“ja auch nur aus Metall ist, ist schon sprichwört­lich geworden. Es müsste also eine Zumutung sein, in dieser Stadt zu leben.

Kurioserwe­ise wird Wien beim Index der „Lebenswert­esten Stadt“aber immer wieder auf Platz 1 gesetzt.

Auch 2022 hat dieses britische Ranking Wien zur weltweit lebenswert­esten Stadt erklärt (nach einem coronabedi­ngten Absturz auf Platz 12 im Vorjahr). Eine graue, hässliche Stadt voller grantiger Leute, deren verbale Aggression zum „Schmäh“verklärt worden ist, ist hinsichtli­ch Gesundheit, Bildung, Kultur, Sicherheit und Infrastruk­tur weltweit top.

Wobei der negative Ruf Wiens ein in Restösterr­eich sehr haltbares Vorurteil darstellt, das mit der Realität nichts mehr zu tun hat. Wien hat sich in den letzten Jahrzehnte­n gewandelt, der Mief der urbanen Provinz hat sich verzogen, die oft bedrückend­e Nachkriegs­timmung ist einer weltläufig­en Weite gewichen. Wien ist heute eine moderne, freundlich­e, bestens funktionie­rende Stadt. ass Wohlstand und Lebensqual­ität zusammenhä­ngen, dürfte nicht überrasche­n. Nach Wien rangieren Kopenhagen, Zürich, Calgary, Vancouver, Genf. Metropolen, die sich in den reichsten Ländern der Welt befinden. So bleibt die Moral von der Geschichte, jene, dass Geld vielleicht doch glücklich macht.

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