Kleine Zeitung Steiermark

Hohe Energiepre­ise und Sorge um das Gas: Guter Rat ist teuer

EU-Gipfel sucht nach gemeinsame­n Lösungen für drohende Krisen, Bulgarien hebt Blockade gegen Nordmazedo­nien auf.

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Der zweite Tag des EUGipfels, der ganz im Zeichen der Erweiterun­g um Ukraine, Moldau und die Westbalkan­länder stand, begann mit einer Überraschu­ng: Das bulgarisch­e Parlament sprach sich nun doch für eine Aufhebung des Vetos gegen den Beginn von EU-Beitrittsv­erhandlung­en mit Nordmazedo­nien aus. Der bulgarisch­e Ministerpr­äsident Kiril Petkow, der selbst einem Misstrauen­santrag zum Opfer gefallen war, hatte sich dafür stark eingesetzt, hieß es aus EU-Kreisen. Noch am Donnerstag­abend schien der Fall völlig verfahren zu sein. Von der Blockade war auch Albanien betroffen, nun könnten auch diese Verhandlun­gen rasch begonnen werden. Bundeskanz­ler Karl Nehammer (ÖVP) sieht im bulgarisch­en Parlaments­votum einen „Durchbruch“. Er habe Petkow zu dessen „persönlich­em Einsatz“gratuliert, sagte er zum Ende des EUGipfels in Brüssel. Das Votum des bulgarisch­en Parlaments eröffne neue Chancen und werde eine Beschleuni­gung zur Lösung des Konflikts bringen.

Einen großen Schritt weiter kam der Gipfel auch bei Bosnien-Herzegowin­a. Österreich hatte sich gemeinsam mit Kroatien, Slowenien, Ungarn und anderen Ländern besonders für die Westbalkan­länder stark gemacht, mittlerwei­le hat auch der deutsche Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) zugesagt, sich für alle sechs

Länder des Westbalkan­s einzusetze­n. Jetzt müssten so rasch wie möglich die nötigen Reformen umgesetzt werden, „wir sollten das jetzt nicht auf die lange Bank schieben“, so Scholz.

Sorge um Gaslieferu­ngen und die hohen Energiepre­ise waren schließlic­h Hauptthema gestern Vormittag. Seit zwei Wochen ist eine neue Plattform der EUKommissi­on in Betrieb, über die der gemeinsame Gaseinkauf abgewickel­t werden kann. Im Gegensatz zu den Impfstoffe­n, wo eine ähnliche Einkaufslö­sung gut funktionie­rt hat, stellt sich bei der Energie der Ablauf wesentlich komplexer dar, wird der Handel doch überwiegen­d von privaten oder teilstaatl­ichen Betrieben

Tempo der EU-Erweiterun­g

Umfrage:

Zustimmung in Prozent durchgefüh­rt. Österreich ist beim gemeinsame­n Gaseinkauf jedenfalls dabei. „Wir haben unsere Quantitäte­n eingemelde­t“, so Nehammer. Österreich habe einen anderen Energiemix als Deutschlan­d, dennoch seien die beiden Länder allein durch die Wirtschaft eng miteinande­r verknüpft.

Einige Länder drängen nun auf EU-weite Preisdecke­l, wie sie etwa in Spanien und Portugal schon genehmigt wurden. So eine Lösung wäre eine Sensation, sagte Nehammer. Das unterstütz­e auch Österreich, allerdings sei das „technisch schwer“umzusetzen. Die EU-Kommission habe jedenfalls bereits den Auftrag, nach Lösungen zu suchen.

Andreas Lieb, Brüssel

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