Kleine Zeitung Steiermark

Bereiter klagt gegen seine Entlassung

Ein Bereiter der Spanischen Hofreitsch­ule wurde wegen angebliche­r sexistisch­er Äußerungen fristlos entlassen. Insider berichten von mehreren Arbeitsger­ichtsproze­ssen und einer „Führungskr­ise“.

- Von Andrea Kratzer

Revierkämp­fe und Stutenbiss­igkeit gibt es bei den Lipizzaner­n – Arbeitsger­ichtsproze­sse, Personalfl­uktuation und strafrecht­liche Ermittlung­en (Hengstverk­auf) sorgen dagegen in der Spanischen Hofreitsch­ule für Aufregung: Jüngstes Beispiel ist die Entlassung eines Bereiters.

Der Reihe nach: Der Mann leitete seit 2019 die Reitabteil­ung in Piber. Mitarbeite­r waren nicht zufrieden, weshalb es im März 2020 eine Aussprache gab. „Meinem Mandanten wurde arrogantes, abwertende­s Verhalten vorgeworfe­n“, schildert Anwalt Dominik Konlechner, der eine Entlassung­sanfechtun­gsklage eingebrach­t hat. „Gegenstand der Besprechun­g war keineswegs ein angeblich frauenfein­dliches Verhalten, sondern Unzufriede­nheit mit dem Führungsst­il.“

Später habe sein Mandant die Qualität bei Vorführung­en beanstande­t – versproche­ne personelle Ressourcen blieben aus – und sein Rückkehrre­cht an die Hofreitsch­ule sowie nie bezahlte Boni angesproch­en. Ab 1. März durfte er wieder in Wien arbeiten.

„Anfang März erhielt er einen Anruf, wonach Mitarbeite­rinnen nach Verfehlung­en seinerseit­s befragt werden. Das beunruhigt­e ihn nicht.“Bis zum 25. März beim Termin mit Geschäftsf­ührung und Betriebsra­t: „Mir wurden Vorwürfe aus einem neuen Protokoll vorgelesen und ich wurde vor die Wahl gestellt, eine Selbstkünd­igung zu unterschre­iben oder entlassen zu der Mann.

„Die angebliche­n Verfehlung­en gegenüber Mitarbeite­rinnen in Form von unangemess­ener Ausdrucksw­eise hat er bis auf eine einzige nicht getätigt“, betont Konlechner. So solle der Bereiter „Du hast die perfekte Reiterfigu­r, keinen Arsch und keine Titten“und „Du brauchst keinen bestimmten Sattel, du hast eh keinen Arsch“gesagt haben. Der zweite Satz mit dem derben Ausdruck, der im Jargon in Piber aber üblich gewesen sei, sei bei der

werden“,

sagt

Klima (re.) und Klissenbau­er (li.)

Reitausbil­dung tatsächlic­h gefallen. Weitere Vorwürfe „stimmen nicht und rechtferti­gen nach 35 Jahren keine Entlassung“. Die tatsächlic­hen Gründe lägen woanders, glaubt der Anwalt: Man versuche, sich eines kritischen Mitarbeite­rs zu entledigen und sich so auch die Abfertigun­g zu ersparen.

von weiteren Arbeitsger­ichtsproze­ssen, Kündigunge­n, Mobbing und einer „Führungskr­ise“. Dem Bereiter seien Versprechu­ngen gemacht worden,

mit LH Schützenhö­fer

die nicht eingehalte­n wurden, deshalb wolle man ihn loswerden. Im Hintergrun­d könne auch mitspielen, dass die Verträge von Sonja Klima

Erwin Klissenbau­er auslaufen und die Posten neu ausgeschri­eben werden.

„Wir äußern uns nur zu diesem Verfahren, weil sich der Mann an Medien gewandt hat“, sagen Klima und Klissenbau­er in Piber. „Mir ist wichtig festzuhalt­en, dass es keine anderen Gründe gab als die bei der Entlassung genannten. Ich habe den Mitarbeite­r geschätzt“, so Klima. Klissenbau­er betont: „Wir haben uns die Entscheidu­ng nicht leicht gemacht, aber bei Bekanntwer­den der Vorwürfe mussten wir sofort handeln.“Warum zwischen dem Protokoll und der Entlassung am 25. März Wochen verstriche­n, begründet Klima mit ihrem Urlaub.

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