Gall und Co. gegen Bora-Übermacht
Am Sonntag werden in Gratwein Österreichs beste Radfahrer ermittelt. Wer kann siegen?
Es ist ein Kampf „David gegen Goliath“mit Ansage, wenn am Sonntag die besten Herren des Landes auf ihren Rad-Rennmaschinen aufeinandertreffen, um ihren Meister zu küren. Wer soll die Fahrer von Bora Hansgrohe in GratweinStraßengel biegen? Und wie? Patrick Konrad, Patrick Gamper, Felix Großschartner, Marco Haller und Lukas Pöstlberger werden ab 10 Uhr gemeinsame Sache machen, um das Trikot mit den Farben des Landesmeisters in ihre Reihen zu bringen. Alle fünf hätten das Zeug dazu – werden sich aber wohl für Kapitän Konrad aufopfern.
Felix Gall ist einer von jenen Profis, die sich der Bora-Übermacht entgegenstemmen – wieder einmal. „Das ist jedes Jahr das Gleiche und wir müssen sehen, was rauskommt. Aber schwierig wird es auf jeden Fall.“Der Lienzer hat heuer mit dem Giro seine erste „Grand Tour“bestritten – der Anstieg im Luttengraben nach St. Bartholomä hinauf liegt ihm. „Man braucht aber auch Glück, dass man bei der richtigen Gruppe ist.“Er rechnet mit einer aggressiven Gangart. „Wenn die Gruppe steht und ein, zwei ‘Boras’ drinnen sind, ist das Rennen vorbei.“Im Vorjahr bildeten Konrad, Gamper und Haller (damals noch Bahrain Victorious) in Kufstein schon nach 20 Kilometern die Fluchtgruppe, das Rennen war gelaufen, Konrad wurde Staatsmeister, holte im Meistertrikot einen Etappensieg bei der Tour de France.
Gall weiß auch, dass es schwierig sein wird, eine Allianz der anderen World-TourFahrer (Hermann Pernsteiner/ Bahrain, Tobias Bayer/Alpecin) zu schmieden: „Taktisch kann man nicht viel machen. Im Vorjahr war ich bei der entscheidenden Attacke zu weit hinten im Feld – es war schnell vorbei. Man muss aufpassen, aber selbst werde ich nicht attackieren. Das kannst du dir gegen so eine Übermacht nicht leisten.“
Auch hat mit Michael Gogl ein Profi abgesagt, der Fahrer des Alpecin-Teams schont sich nach einem Infekt und dem Abstieg bei der Tour de Suisse für seine Aufgaben bei der Tour de France: „Das habe ich mit meinem Team so besprochen.“
Auch für Gall ist ab Montag Ruhe angesagt. „Die Meisterschaft werde ich noch mitnehmen, dann eine Woche faulenzen“, sagt er. Dann steht Golf in der Heimat Lienz an – mit Handicap 24 macht der Fahrer auf den Grüns gute Figur. „Es taugt mir, hat Suchtpotenzial. Wir haben einen Kilometer von uns entfernt eine 36-Loch Anlage.“
Meisterschaftswoche gab es am Donnerstag in Nove Mesto einen Favoritensieg und eine Überraschung: Felix Großschartner, schon bei der Dauphinée-Rundfahrt starker Siebenter im Zeitfahren, sicherte sich souverän den Titel.
Die Überraschung gab es aber bei den Damen: Olympiasiegerin Anna Kiesenhofer (Team Cookina Graz) musste sich in ihrer Paradedisziplin Christina Schweinberger (Plantur – Pura) geschlagen geben – allerdings fehlten nach 18 Kilometern gerade 0,23 Sekunden.