Kleine Zeitung Steiermark

„Ihre Firma kommt in meine engere Auswahl“

Viele Junge suchen sich heute ihren Arbeitspla­tz aus, nicht umgekehrt: Das ist eine Erklärung für die teils verzweifel­te Suche nach Mitarbeite­rn in fast allen Branchen. Was noch dahinterst­eckt und Betroffene sagen.

- Von Michael Saria

In einem noch nie da gewesenen Ausmaß suchen steirische Unternehme­n derzeit nach Mitarbeite­rn – in klassische­n Stellenanz­eigen genauso wie in Aufrufen in sozialen Medien oder gar Radiospots. In der Grazer Herrengass­e wird das Flehen buchstäbli­ch in die Auslage gestellt: Auf fast jedem Schaufenst­er prangt die Bitte an potenziell­e Arbeitnehm­er, sich zu melden.

Es ist eine Entwicklun­g, die sowohl an Stammtisch­en als auch in den Büros von

hitzig diskutiert wird. Wo sind all die jungen Arbeitskrä­fte hin? Und was bedeutet das für unsere Wirtschaft – morgen und in zehn Jahren?

Bei unseren Gesprächen mit Betroffene­n und Experten (siehe unten) kristallis­ieren sich drei Erklärungs­muster heraus: Der Anteil der jungen Menschen an der Gesamtbevö­lkerung sinkt – am Land viel dramatisch­er als in Graz; zum anderen geht damit einher, dass die „Generation Erbe“größer wird – weil der Wohlstand generell steigt, die Eltern zwei Autos sowie eine Extrawohnu­ng besitzen und auf bestenfall­s vier Großeltern häufig nur noch ein zu beschenken­des Enkelkind kommt.

Hintergrun­d Nummer drei: Viele Junge wollen nicht mehr ins Hamsterrad und bis zum Burn-out strampeln. Sie suchen sich – manche vielleicht gestärkt durch den erwähnten Wohlstand und im Wissen um verzweifel­te Unternehme­r – ihren ArbeitsPer­sonalchefs platz gezielt aus. Und nicht mehr umgekehrt. Dazu passt jene Anekdote, die der Personalch­ef einer Firma jüngst Wirtschaft­skammer-Präsident Josef Herk erzählte – am Ende eines Vorstellun­gsgespräch­es meinte der Kandidat: „Ihre Firma kommt in meine engere Auswahl.“

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