„Ihre Firma kommt in meine engere Auswahl“
Viele Junge suchen sich heute ihren Arbeitsplatz aus, nicht umgekehrt: Das ist eine Erklärung für die teils verzweifelte Suche nach Mitarbeitern in fast allen Branchen. Was noch dahintersteckt und Betroffene sagen.
In einem noch nie da gewesenen Ausmaß suchen steirische Unternehmen derzeit nach Mitarbeitern – in klassischen Stellenanzeigen genauso wie in Aufrufen in sozialen Medien oder gar Radiospots. In der Grazer Herrengasse wird das Flehen buchstäblich in die Auslage gestellt: Auf fast jedem Schaufenster prangt die Bitte an potenzielle Arbeitnehmer, sich zu melden.
Es ist eine Entwicklung, die sowohl an Stammtischen als auch in den Büros von
hitzig diskutiert wird. Wo sind all die jungen Arbeitskräfte hin? Und was bedeutet das für unsere Wirtschaft – morgen und in zehn Jahren?
Bei unseren Gesprächen mit Betroffenen und Experten (siehe unten) kristallisieren sich drei Erklärungsmuster heraus: Der Anteil der jungen Menschen an der Gesamtbevölkerung sinkt – am Land viel dramatischer als in Graz; zum anderen geht damit einher, dass die „Generation Erbe“größer wird – weil der Wohlstand generell steigt, die Eltern zwei Autos sowie eine Extrawohnung besitzen und auf bestenfalls vier Großeltern häufig nur noch ein zu beschenkendes Enkelkind kommt.
Hintergrund Nummer drei: Viele Junge wollen nicht mehr ins Hamsterrad und bis zum Burn-out strampeln. Sie suchen sich – manche vielleicht gestärkt durch den erwähnten Wohlstand und im Wissen um verzweifelte Unternehmer – ihren ArbeitsPersonalchefs platz gezielt aus. Und nicht mehr umgekehrt. Dazu passt jene Anekdote, die der Personalchef einer Firma jüngst Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk erzählte – am Ende eines Vorstellungsgespräches meinte der Kandidat: „Ihre Firma kommt in meine engere Auswahl.“