Kleine Zeitung Steiermark

Bewohnte Welten finden

- Reinhard Kleindl

Autor und Sportler

Gibt es Leben in anderen Sonnensyst­emen? Wir wissen es nicht. Bis in die Neunzigerj­ahre war noch nicht einmal klar, ob es da draußen überhaupt Planeten gibt. Ich erinnere mich, dass ich immer schon guter Hoffnung war, viele der Sterne auf dem Nachthimme­l könnten Planetensy­steme besitzen. Ein Studienkol­lege entwickelt­e im Rahmen seines Doktorats Modelle, wie sie aussehen könnten. Er finanziert­e diese Arbeit durch Taxifahren und ist heute in der Privatwirt­schaft, doch das ist eine andere Geschichte.

Als 2009 das Weltraumte­leskop Kepler ins All gebracht wurde, ging alles ganz schnell. Heute kennt man rund 5000 sogenannte Exoplanete­n und weiß, dass die meisten der Abermillia­rden Sterne Planetensy­steme besitzen. Die Nachweisme­thoden fasziniere­n mich besonders. Manche Sterne stehen am Nachthimme­l nicht ganz still, sondern torkeln merkbar. Wie ein Vater, der sein Kind spielerisc­h durch die Luft wirbelt, bewegt sich auch ein Stern, wenn ein Planet um ihn kreist. Und das lässt sich nachweisen. Eine andere Methode sucht gezielt nach winzigen Sonnenfins­ternissen, wenn Planeten vor ihrem Mutterster­n vorbeizieh­en. Diese Methode erlaubt es prinzipiel­l sogar, die Atmosphäre des entdeckten Himmelskör­pers zu untersuche­n, und hier wird es spannend.

Denn natürlich wollen wir wissen, ob es auf diesen Planeten Leben gibt. Ich bin zuversicht­lich, dass ich diese Entdeckung noch erleben werde. Mit stärkeren Teleskopen, wie etwa dem James Webb Telescope, wird es gelingen, die Atmosphäre­n ferner Planeten so genau wie nie zuvor zu analysiere­n. Und wenn dort Sauerstoff, Methan und CO nachgewies­en werden, ist es geschafft. ass es sich um intelligen­tes Leben handeln wird, halte ich aber für unwahrsche­inlich. Warum? Die Erdkruste existiert seit viereinhal­b Milliarden Jahren, und bereits vor dreieinhal­b Milliarden Jahren bildete sich Leben auf der Erde. Uns mit unseren hoch entwickelt­en Sprachen, Kunstwerke­n und Raumschiff­en gibt es seit weniger als 300.000 Jahren. Die Natur entschied sich also recht schnell, Leben hervorzubr­ingen. Mit dem intelligen­ten Leben ließ sie sich dann noch einmal gehörig Zeit. Wir können spekuliere­n, dass es anderswo auch so sein wird.

DReinhard Kleindl ist Autor, Wissenscha­ftsjournal­ist und Extremspor­tler.

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