Was es bedeutet, die Ausnahme zu sein
Weiß, männlich, fortgeschrittenes Alter. So stellt man sich politische Figuren vor. Die Realität bietet zu wenige Gegenbeispiele. Mireille Ngosso und Faika El-Nagashi, zwei Freundinnen aus unterschiedlichen Parteien, entsprechen diesem Bild nicht. Und wollen das ändern. Ngosso (SPÖ) schrieb als erste afro-österreichische Politikerin Geschichte. Seit 2020 ist die Ärztin, die im Kongo geboren wurde, Mitglied des Wiener Gemeinderats.
El-Nagashi hingegen ist Nationalratsabgeordnete der Grünen, stammt aus einer ungarisch-ägyptischen Familie und lebt offen lesbisch. Was die beiden eint: das Gefühl, in einem Land die Ausnahme zu bedeuten. Nicht umsonst trägt das Buch, das die beiden nun vorlegen, den Titel „Für alle, die hier sind“. Es ist als Anspielung auf jene Politiker zu verstehen, die in ihren Ansprachen stets nur von Österreicherinnen und Österreichern sprechen.
In fünf Kapiteln erzählen ElNagashi und Ngosso über frühe Begegnungen mit Jörg Haider und Diskriminierung, die im Drogeriemarkt anfängt. Sie erinnern sich an den schwierigen
Umstieg vom Aktivismus in die Parteipolitik, loten Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Biografie aus. Vor allem aber ermutigen die Politikerinnen zum Wandel. Hin zu einer Welt, in der alle, die hier sind, Österreicherinnen und Österreicher sind.