Schwungvolle Todsünden
Saison-Abschlusskonzert der Oper Graz mit Weill/Brecht-Klassikern und Unbekannterem.
Das Motto „Die Goldenen Zwanziger“, das Chefdirigent Roland Kluttig für den Abschluss der Konzertsaison in der
Grazer Oper gewählt hatte, war ein zwiespältiges. Auf dem Programm standen nämlich vorwiegend
Stücke, die entstanden, als der Schatten kommenden Unheils durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland schon über Europa gefallen war.
„Die Sieben Todsünden“von Kurt Weill und Bertolt Brecht bildeten den Hauptteil des Abends. Angelika Kirchschlager, einst auch Ensemblemitglied der Oper Graz, sang die zu einem Part verschmolzene Doppelrolle des Originals so überzeugend, dass man das für die Aufführung gestrichene Ballett nicht vermissen musste. Kluttig, der den
Abend auch moderierte, verpasste dem als Satire auf menschliche Schwächen angelegten Stück den nötigen Schwung.
Vor der Pause gab es mit der „Suite panaméenne“– Zwischenmusiken aus Weills lange verschollener Oper „Marie Galante“– und Hanns Eislers formidabler Filmmusik zu dem deutschen Antikriegsfilm „Niemandsland“von 1931 zwei Raritäten zu hören, die ebenfalls als Rückblicke auf die schnelllebige Zeit der 20erJahre des vorigen Jahrhunderts zu verstehen sind. Nicht ganz geglückt war die Idee, einige der bekannten Songs aus der „Dreigroschenoper“mit Opernstimmen zu besetzen. Klassiker wie die „Seeräuberjenny“bekamen dadurch etwas Operettenhaftes.