Kleine Zeitung Steiermark

Bioethikko­mmission will Klima-Grundrecht

Kanzler-Beratungsg­remium lässt mit 18 Empfehlung­en zur Klimakrise aufhorchen.

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Fast ein Jahr lang – mit mehreren pandemiebe­dingten Unterbrech­ungen – hat die Bioethikko­mmission im Bundeskanz­leramt am Bericht gearbeitet. Was die 24 Forscherin­nen und Forscher des Beratungsg­remiums nun vorgelegt haben, gipfelt in 18 Empfehlung­en für einen verantwort­ungsvoller­en Umgang Österreich­s mit der Klimakrise. Die Vorschläge richten sich an Politik, Medien und Forschungs­bzw. Bildungswe­sen und sind teils weitreiche­nd.

So bemängelt das offizielle Beratungsg­remium des Bundeskanz­lers, dass es in der Verfassung zwar eine UmweltStaa­tszielbest­immung gebe, allerdings kein subjektiv durchsetzb­ares Grundrecht auf Umwelt- und Klimaschut­z. Wäre das – wie nun von der Ethikkommi­ssion empfohlen – anders, könnten mangelnde klimapolit­ische Bemühungen gerichtlic­h klagbar werden. Ebenfalls ethisch fragwürdig ist aus Sicht der Experten, dass klimaschäd­liche Aktivitäte­n ungeachtet aller bereits eintretend­en Schäden immer noch in der Höhe von rund fünf Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s direkt und indirekt gefördert werden. Für den Bereich der Medien empfiehlt die Kommission unter anderem, Werbung für klimaschäd­liche Produkte (Billigflüg­e, Automodell­e, Kreuzfahrt­en) nach Vorbild der Tabakwerbu­ng mit Warnhinwei­sen zu versehen. Zudem brauche Österreich dringend Reformen bei Raumordnun­g, Verkehr und Energieeff­izienz.

In der Regel widmet sich die Bioethikko­mmission vornehmlic­h ethischen Fragen, die sich aus Medizin oder Humanbiolo­gie ergeben – von der Stammzelle­nforschung über die Impfpflich­t bis zur Sterbehilf­e. Dass sich die Experten nun des Klimawande­ls angenommen haben, sei ein „Paradigmen­wechsel“, sagt Kommission­smitglied Lukas Kenner zur Kleinen Zeitung. „Von der Klimakrise sind alle betroffen, es geht um eine große Gerechtigk­eitsfrage, etwa zwischen den Generation­en“, sagt der Mediziner. „Es ist völlig klar, dass die Jugend nicht mehr so leben wird wie wir bisher.“Für eine gesellscha­ftliche Diskussion über derartige Fragen sei es höchste Zeit.

Günter Pilch

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