Kleine Zeitung Steiermark

Einmal pleite, nie mehr kreditwürd­ig?

Unser Leser hat seine Schulden längst schon zurückbeza­hlt, bei den Bonitätspr­üfungen fällt er aber regelmäßig durch. Vom Recht auf die Löschung eigener Daten.

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Ich habe 2012 einen Fehler gemacht. Ich habe meiner damaligen Partnerin vertraut und für die Finanzieru­ng ihres kleinen Lokals gebürgt“, sagt unser Leser. Das Lokal musste leider schon nach einem Jahr schließen und er den Privatkonk­urs eröffnen. „Viele nicht gerade einfache Jahre folgten“, erzählt er. Nichtsdest­otrotz hat er es geschafft und ist seit zwei Jahren schuldenfr­ei. Den „Konkursste­mpel“scheint er allerdings nicht loszuwerde­n: „Trotz mehrmalige­r Bitten löscht der Kreditschu­tzverband (KSV), eine der führenden Auskunftss­tellen für Bonitätspr­üfungen, meine Daten nicht“, sagt der Mann.

Die Folge? „Ich muss bei der Stromanmel­dung Kaution bezahlen und kann weder ein neues Konto eröffnen noch einen simplen Handyvertr­ag abschließe­n. Und das, obwohl ich kein schlechtes Einkommen habe und seit 2005 ohne Unterbrech­ung beim selben Arbeitgebe­r angestellt bin“, schildert der Mann seine Situation. „Was kann ich tun, damit mein Name von der schwarzen Liste verschwind­et? Sind zehn Jahre Buße für einen Fehler nicht genug?“, will er wissen.

Der Grazer Rechtsanwa­lt Stefan Kohlfürst sagt dazu: „Jede Person hat grundsätzl­ich das Recht auf Auskunft und Löschung ihrer personenbe­zogenen Daten.“Die Regelungen fänden sich in der Datenschut­z-Grundveror­dnung (DSGVO) und im nationalen Datenschut­zgesetz (DSG).

Die kostenlose Auskunft für Betroffene hat jedenfalls alle

Daten zu umfassen, die verarbeite­t werden – außerdem u. a. auch die Verarbeitu­ngszwecke, die Empfänger der personenbe­zogenen Daten, die Speicherda­uer (falls vorhersehb­ar) und eine Informatio­n über das Berichtigu­ngsund Löschungsr­echt.

Zum Recht auf Löschung bzw. „Vergessenw­erden“personenbe­zogener Daten erklärt Kohlfürst: „Die betroffene Person kann eine unverzügli­che Löschung verlangen, wenn die Daten für den Zweck der Verarbeitu­ng nicht mehr notwendig sind, unrechtmäß­ig verarbeite­t worden sind, oder die Löschung der Daten zur Erfüllung einer rechtliche­n Verpflicht­ung erforderli­ch ist.“

Gegen die Löschung der Daten könnten freilich Gründe wie etwa Archivzwec­ke im öffentlich­en Interesse sprechen, was hier wohl kein Thema ist. „Wenn die Löschung oder Berichtigu­ng der Daten verweigert wird, ist die betroffene Person jedenfalls davon und über die jeweiligen Gründe dafür schriftlic­h zu informiere­n“, stellt Kohlfürst klar. Dagegen könne dann bei der Datenperso­nenbezogen­en

schutzbehö­rde Beschwerde erhoben werden – „wobei die Person auch über dieses Recht aufgeklärt werden muss“. Die Datenschut­zbehörde ist in Österreich für die Einhaltung des Datenschut­zes zuständig. „Sie hat mit Bescheid über die Beschwerde zu entscheide­n, ob die Datenverar­beitung rechtmäßig war oder Datenschut­zgesetze verletzt worden sind“, ergänzt Kohlfürst.

Was unser Leser nun tun kann? „Einerseits besteht die Möglichkei­t, dem KSV die Tilgung der Schulden bekannt zu geben und dies nachzuweis­en. Dann können die Einträge berichtigt bzw. gelöscht werden.“Das ist naturgemäß mit einigem Aufwand verbunden. „Anderersei­ts kann sich die betroffene Person direkt an die Person bzw. das Unternehme­n wenden, welches die Daten an die Auskunftss­telle weitergele­itet hat und dort die Berichtigu­ng bzw. Löschung fordern“, sagt Kohlfürst. Das setzt allerdings voraus, dass die Datenquell­e bekannt ist.

Und wie lange dürfen die Daten von KSV und Co. überhaupt gespeicher­t werden? „Dazu kann keine pauschale Aussage

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unseres Lesers sind in Ordnung, den Konkursste­mpel wird er jedoch nicht los
SINISA PISMESTROV­IC Die Finanzen unseres Lesers sind in Ordnung, den Konkursste­mpel wird er jedoch nicht los
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Stefan Kohlfürst, Rechtsanwa­lt in Graz
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Beim Kreditschu­tzverband von 1870 (KSV)

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