Kleine Zeitung Steiermark

Ergebnisse des Gipfels der G7

Dickes Lob, dicke Lederhose – und ein großer Erfolg? Der G7-Gipfel in Elmau endet, die Verhandlun­gen kreisten um Krieg, Klima und Weizenhilf­e. Ein Blick auf die wichtigste­n Ergebnisse.

- Von Peter Riesbeck

Olaf Scholz genoss noch einmal den Auftritt. Von einem „Signal der Klarheit und Stärke“, sprach der Kanzler zum Abschluss des G7-Treffens in Bayern. Zurück blieb ein beeindruck­endes Schlusskom­muniqué, aber bescheiden­e Ergebnisse. Dennoch lieferte die Runde ein wichtiges Resultat.

Ein Arbeitstre­ffen wie Elmau liegt dem Kanzler. Sein Stil ist moderieren­d, seine Arbeitswei­se akribisch, sein Stil beharrlich. Ein dickes öffentlich­es Lob gab es obendrein. Scholz habe einen „beträchtli­chen Anteil“an der geschlosse

nen Haltung des Westens gegenüber Russland, befand USPräsiden­t Joe Biden. Ein Adelsschla­g. Scholz ist angekommen im Klub der Großen.

Der Krieg in der Ukraine ist das beherrsche­nde Thema. Rund 28 Milliarden Euro stellen die Gipfel-Staaten für die Ukraine bereit. Anderes blieb weniger konkret, wie neue Waffenlief­erungen. Ein Wiederaufb­aufond nach Vorbild des Marshall-Plans wurde angeschobe­n – für die Zeit nach dem Krieg. Und so drängen die kollateral­en Kriegsschä­den: fehlendes Erdgas, ausbleiben­der Weizen, steigende Energie- und Lebensmitt­elpreise, hohe Inflation.

Neue Allianzen strebte der exklusive Klub an. Argentinie­n, Indonesien, Indien, Südafrika und Senegal waren nach Elmau geladen. Ein Paket für Investitio­nen in Klimaschut­z, Infrastruk­tur und grüne Energien über rund 600 Milliarden Euro wurde geschnürt. Die westlichen Führungsmä­chte kämpfen nicht nur gegen Russland, sondern auch gegen Chinas Einfluss in der Welt. Die Resonanz ist noch bescheiden.

Bayern ist ein Exot unter den deutschen Bundesländ­ern. Ministerpr­äsident Markus Söder war nicht in Elmau geladen, fing die Gipfelteil­nehmer wie US-Präsident Biden in München aber ab. Mit einem Defilee an Trachtengr­uppen. „Endlich erstmals indigene Völker auf dem G7-Gipfel“, ätzte die Berliner Zeitung „taz“. Die Idee eines Klubs der Klimawilli­gen und eines Kohlendiox­id-Zolls schaffte es immerhin ins Schlussdok­ument. Sonst sieht es trüb aus. Da wackelt auch das Verbot der UN-Klimakonfe­renz von Glasgow, neue Auslandsin­vestitione­n in fossile Energien zu stoppen. Klimamuste­rschüler

Deutschlan­d tritt ab aus der ersten Reihe des Klassenbes­ten. Die Ergebnisse zum Klimaschut­z sind bescheiden. Dennoch hielt sich der Protest rund um das Treffen in Grenzen. Nur 4000 Demonstran­ten kamen zu einer Protestkun­dgebung in München, erwartet worden waren 20.000. Protestfor­scher rätseln über die Ursachen. Der Krieg als dominantes Thema lähmt auch den Protest.

Rund 18.000 Polizisten sicherten den Gipfel ab. Die Kosten des Treffens: 180 Millionen Euro. Lohnt sich das Ganze? EU-Kommission­schefin Ursula von der Leyen war offen: Nach vielen Videokonfe­renzen sei es wichtig, „sich auch mal wieder persönlich zu treffen“. Das ist die Kunst des Dialogs. Das Treffen als solches war der größte Erfolg von Elmau. Weiter geht es mit einer Nato-Spitzenrun­de. Reden lernen. Darauf beruht Diplomatie. So will die Runde auch zum G20-Treffen aufbrechen – trotz Putins Absicht, ebenfalls zu erscheinen. Auch wenn eine persönlich­e Teilnahme wackelt, der Westen spricht mit Putin. Das war wohl das größte Ergebnis des Gipfels.

 ?? AP ?? Die G7 sind neun: Mit EUKommissi­onschefin Ursula von der Leyen und Ratspräsid­ent Charles Michel (rechts)
AP Die G7 sind neun: Mit EUKommissi­onschefin Ursula von der Leyen und Ratspräsid­ent Charles Michel (rechts)
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