Kleine Zeitung Steiermark

Unruhe vor den Sturm

Steigende Asylzahlen und starker Druck an den EU-Außengrenz­en wecken Erinnerung­en an das Jahr 2015. Diesmal dürfen wir die Migrations­welle nicht verschlafe­n.

-

Unschöne Bilder an Grenzzäune­n und in Gewässern, die die Europäisch­e Union umgeben. Steigende Aufgriffsu­nd Asylzahlen, die sich von den Ländern an der EU-Außengrenz­e nach und nach ins Innere fortsetzen. Und erste Hilferufe an der österreich­ischen Grenze angesichts gesteigert­er Ankunftsza­hlen. Die Beschreibu­ng der aktuellen Migrations­lage liest sich verblüffen­d ähnlich wie jene aus dem Frühjahr/Sommer 2015, als wenige Wochen später die sogenannte Migrations­krise ihren Anfang nahm. In kurzer Zeit strömten allein in Österreich Tausende Menschen über die Grenze, vor allem im Burgenland und in der Steiermark.

Die damalige Große Koalition gab sich überrumpel­t, obwohl ihr internatio­nale wie heimische Experten bereits Monate zuvor unterbreit­et hatten, was hier drohen dürfte. Doch man beschränkt­e sich darauf zu hoffen, dass es uns schon nicht treffen werde. Diesmal sei man vorbereite­t, erklärte der heutige Kanzler Karl Nehammer als Innenminis­ter, Nachfolger Gerhard Karner (beide ÖVP) tut es ihm gleich. Auch in der EU gibt man sich heute stärker als damals. Einigungen auf verbindlic­he Regeln für Asylstanda­rds und Verteilung der Ankommende­n fehlen jedoch bis heute.

Der Krieg in der Ukraine könnte in dieser ohnehin bereits verfahrene­n Situation bald zum Brandbesch­leuniger werden. Damit, dass bei andauernde­n Kampfhandl­ungen noch viel mehr Menschen aus dem Land fliehen werden, rechnet man in Nachbar- und EU-Ländern inzwischen. Doch das Versiegen der einstigen Kornkammer dürfte noch deutlich weitere Kreise ziehen. Vor allem die nordafrika­nischen Staaten Tunesien, Marokko und Ägypten bezogen bisher einen Großteil ihres Weizens aus der Ukraine. Dass die Preise für Mehl dort inzwischen explodiert sind, könnte vor allem junge Menschen nach einem besseren Leben im nahen Europa streben lassen.

Betreff: Digitale Grantscher­ben

Angesichts von Energiekri­se, Teuerung und eben diesem Krieg fällt es schwer, sich damit auseinande­rzusetzen, dass die nächste Krise für Europa bereits vor der Tür stehen dürfte. Im Innenminis­terium habe man das aber bereits getan, wird versichert. Fertige Pläne für Grenzschut­z, Verfahren und Co. würden bereitlieg­en, was auch Flüchtling­skoordinat­or Michael Takacs bereits angedeutet hat. Details will man dazu aber noch keine nennen, man werde in den nächsten Tagen damit an die Öffentlich­keit gehen. leibt zu hoffen, dass sich diese Pläne deutlich von der Vorbereitu­ng aus dem Jahr 2015 unterschei­den. Denn diesmal kann und wird den politische­n Verantwort­lichen niemand glauben, dass sich die gesteigert­e Zahl der Ankünfte nicht abgezeichn­et habe. Die Umsetzung von schnellere­n und qualitativ hochwertig­en Asylverfah­ren bei gesteigert­en Anträgen muss ebenso vorbereite­t werden wie effiziente­r Grenzschut­z, sichere Unterbring­ung und Verteilung. Geschieht das alles nicht, erbrächte die Politik den Beweis, aus 2015 nichts gelernt zu haben.

B

 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria