Die seltsamen Praktiken bei Umfragen
Der U-Ausschuss fördert seltsame Praktiken zutage: Ministerien geben Umfrage in Auftrag, die im Interesse der ÖVP-Parteizentrale ist.
Es ist eine Frage, die nicht allen gestellt wird: „Was stört Sie an Sigrid Maurer?“Nur jene, die angaben, kein gutes Bild von der grünen Klubobfrau zu haben, mussten dies in einer Umfrage aus April 2020 erklären. Auf dem Fragebogen steht das Kürzel des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW). Doch dieses hat die Frage weder in Auftrag gegeben noch bezahlt, sondern der Parlamentsklub der ÖVP.
Es handelt sich um eine „Omnibus-Umfrage“, erklärte der Geschäftsführer des ausführenden Instituts „Demox Research“am Donnerstag im UAusschuss. Dabei werden Fragen mehrerer Auftraggeber gleichzeitig „im Feld“abgefragt. Das ist billiger – sowohl für das Institut als auch die Auftraggeber. Die Ergebnisse erhält jeder nur für die eigenen Fragen, bezahlt wird getrennt, versicherte der Geschäftsführer unter Wahrheitspflicht: „Kein Auftraggeber hat für einen anderen Kosten übernommen“. Laut ÖVP sei so nicht nur nach Maurer, sondern seien alle Klubobleute abgefragt worden.
Nicht alle ressortfremden Fragen bei Demox wurden von der ÖVP bezahlt. So fragte das Landwirtschaftsministerium: „Können wir noch mehr Flüchtlinge aufnehmen, als wir bisher schon aufgenommen haben?“Man dürfe einzelne Fragen nicht aus dem Gesamtkontext der Umfrage reißen, „Hintergrundvariablen“seien ein „wesentliches Kontrollund Analyseinstrument“, erklärte der Meinungsforscher, der früher Direktor des Wiener ÖVP-Bauernbundes war. „Diese Hintergrunddaten dienen dem Institut zur weiteren Analyse bzw. Differenzierung bei der Auswertung der Ergebnisse für die identifizierten fachlichen Themen“, erklärte das Ministerium auf Anfrage. Auch Fragen nach der Arbeit der Opposition in der Coronakrise sollten aus Sicht des Meinungsforschers „ein Gesamtbild übermitteln“.