Auf den Spuren von Legenden
Sechs Österreicher sind ab heute bei der Tour de France im Einsatz.
Vive le Tour! Mit dem Einzelzeitfahren in Kopenhagen wird heute die Tour de France eröffnet und in den folgenden drei Wochen herrscht rennradtechnischer Ausnahmezustand. 176 Fahrer stellen sich den 21 Etappen, unter ihnen sechs Österreicher: Marco Haller, Felix Großschartner und Patrick Konrad (alle Bora), Gregor Mühlberger (Movistar) und Sebastian Schönberger (B&B Hotels). Wie sich ein Etappensieg bei der Tour anfühlt, weiß Konrad. Im Vorjahr sicherte er sich das Teilstück von El Pas de la Casa nach Saint-Gaudens.
Der große Gejagte ist ab dem ersten Meter in Kopenhagen Tadej Pogacˇar. Der Slowene fährt seit zwei Jahren an der Spitze der Welt – hat das Rennen zwei Mal gewonnen – und das präzise wie ein Schweizer Uhrwerk. Oft reichen Sekunden, um die Vormachtstellung zu untermauern. „Enge Entscheidungen hat es früher auch gegeben“, erzählt Peter Luttenberger, „LeMond und Fignon trennten 1989 nur acht Sekunden. Dass es enger wird, kann man generell nicht sagen, aber es gibt immer wieder herausragende Fahrer wie Pogacˇar.“
Luttenberger war einer der heimischen Fahrer, die in Frankreich Geschichte geschrieben haben. Mit 23 Jahren gewann er 1996 die Tour de Suisse und wurde wenig später Fünfter des Gesamtklassements. „Der Sport ist kalkulierter als früher. Es sind praktisch gläserne Fahrer. Jeder hat seine Telemetriedaten im Blick. Es ist wissenschaftlicher, aber weiterhin sehr spannend. Es wird dadurch nicht leichter, ganz im Gegenteil.“Mit dem Einzug der Messtechnik habe sich das Rennen verändert: „Keiner will in den roten Bereich fahren. Chris Froome war da ein Spezialist. Wenn er attackiert hat, hat er seinen
Computer auf null gestellt und hat immer versucht, in seinem Bereich zu bleiben. Früher ist man vielleicht beherzter gefahren und hat einmal eine wilde Attacke geritten und geschaut, was am Ende dabei rauskommt. Man wurde zur Legende oder ist eingegangen.“
Zu einer Radsport-Legende wurde 1931 Max Bulla in Frankreich. Der Wiener sicherte sich die zweite Etappe und somit auch zwischenzeitlich das Gelbe Trikot. Ein Kunststück, das keinem Österreicher mehr gelungen ist. Mit zwei weiteren Etappensiegen bleibt er Österreichs Nummer eins.
Eine Etappe hat Georg Totschnig „abgeschossen“. Am 16. Juli 2005 fuhr er in die Herzen der Österreicher und sein Sieg bei der Bergankunft auf dem Ax-3-Domaines brachte ihm auch den Titel „Sportler des Jahres“ein. Diese Auszeichnung wäre drei Jahre später wohl auch Bernhard Kohl gewiss gewesen. Der Niederösterreicher brachte das gepunktete Trikot des besten Bergfahrers aus Paris mit. Kurze Zeit darauf kam aber das böse Erwachen. Er wurde des Dopings mit dem EPO (Derivat CERA) überführt.
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