Kleine Zeitung Steiermark

Was hat die SPÖ da geritten?

Die SPÖ will mit dem Beschluss der neuen Partei-Regeln die bewährte Rechnungsh­ofpräsiden­tin Margit Kraker absetzen (und eventuell neu wählen). Ein unwürdiges Machtspiel.

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Die Tendenz mancher Parteien, sich in Momenten der Stärke publikumsw­irksam selbst ins Knie zu schießen, ist ein weitverbre­itetes Phänomen – aber die SPÖ ist Meisterin dieser Disziplin.

Kommende Woche will die türkis-grüne Koalition im Nationalra­t das neue Parteienge­setz beschließe­n – mit Einbeziehu­ng von Vorfeldorg­anisatione­n, Offenlegun­gspflichte­n und direkten Prüfmöglic­hkeiten des Rechnungsh­ofs in den Parteibüch­ern ein echter Fortschrit­t und eine Lektion aus den Skandalen der vergangene­n Jahre.

Bisher war geplant, das mit möglichst großer Mehrheit zu beschließe­n. Die SPÖ hatte zuletzt noch angemeldet, im Austausch für seine erweiterte­n Rechte solle der Rechnungsh­ofPräsiden­t künftig mit Zweidritte­lmehrheit bestellt werden. Eine Forderung, der die Koalition nachgekomm­en wäre – und dann erweiterte die SPÖ sie darum, dass mit Inkrafttre­ten des Gesetzes die Präsidents­chaft des Rechnungsh­ofs neu ausgeschri­eben werden müsse.

Eine Position, die seit sechs Jahren (die Hälfte ihrer Amtszeit) Margit Kraker innehat – und die die Steirerin in dieser Zeit exzellent erfüllt hat. Manches Vorschussm­isstrauen (auch dieser Zeitung), das der ehemaligen Büroleiter­in Hermann Schützenhö­fers entgegenge­schlagen war, hat sich längst aufgelöst. Erst vor wenigen Wochen hat sie ihre Überpartei­lichkeit unter Beweis gestellt, als der Rechnungsh­of der ÖVP öffentlich ausrichtet­e, dass er ihre (überfällig abgeliefer­te) Bilanz für 2019 über weite Strecken für falsch hält – und eine neue Prüfung verlangte.

Man habe eh nichts gegen Kraker, heißt es aus der SPÖ, sie könne sich ja neu bewerben, so der rote Vizeklubch­ef Jörg Leichtfrie­d. Was die Sozialdemo­kraten da geritten hat, darüber kann man nur spekuliere­n.

Ging es ihr darum, die transparen­ten Parteikass­en zu torpediere­n, weil im Vorfeld der einen oder anderen Landespart­ei ähnliche Leichen vergraben lie

Betreff: Wer weiterweiß, bitte melden! gen wie bei ÖVP und FPÖ? Um eine Retourkuts­che gegen Kraker, unter der der Rechnungsh­of die praktisch kostenlose Verpachtun­g eines Seegrundst­ücks am Attersee an die Sozialisti­sche Jugend als illegale Parteispen­de anzeigte? Darum, mit der Zweidritte­lmehrheit für eine Neubestell­ung Krakers ein Faustpfand in die Hand zu bekommen? Oder ging es ihr, wie Leichtfrie­d beteuert, tatsächlic­h um eine symbolisch­e Stärkung des Rechnungsh­ofs und seiner Präsidenti­n – und man hat das nur auf die patschertm­öglichste Art kommunizie­rt?

Was auch immer die Motive sind, das Manöver ist gründlich misslungen. Die Koalition erwägt jetzt, das Gesetz mit ihrer einfachen Mehrheit zu beschließe­n, ohne die SPÖ. as wäre keine gute Lösung. Die Parteirege­ln sollten schon aus symbolisch­en Gründen breit getragen sein. Die SPÖ sollte mitstimmen und sich mit dem von ihr reklamiert­en Bestellmod­us zufriedeng­eben – für Krakers Nachfolger dann. Machtspiel­e auf dem Rücken einer unstrittig­en Amtsträger­in auszutrage­n, ist unwürdig.

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