Italien verdorrt und der Durst wächst
Flüsse führen um 80 Prozent weniger Wasser. Das Meer erobert ihre Betten. Verheerende Folgen für die Landwirtschaft. Rares Trinkwasser. Ein Lokalaugenschein.
Bewirtschaftbarkeit der Poebene zum Ziel hat, und Anna Gavioli, Biologin des Regionalparks Delta del Po. Kritisch werde es, wo der Fluss zur Bewässerung der Felder dient. Das Salzwasser würde die Pflanzen verbrennen.
Die Folgen der Dürre für die Landwirtschaft sind enorm. Mit drei Milliarden Euro Schaden rechnet die landwirtschaftliche Dachorganisation Coldiretti. 28 Prozent des nationalen Territoriums drohe die „desertificazione“, die Verödung, sagen Experten laut „Corriere della Sera“.
Überall sind Landwirte jetzt dabei, ihre Felder zu bewässern. „Sonst tun wir das Ende Juli und im August“, erzählt ein Bauer in Bellocchio, der sein Maisfeld stundenlang gießt. Wiesen und Felder rundum sind verdorrt.
Und Wasser wird immer knapper. In weiten Teilen Italiens wird es schon rationiert – bei bis zu 500 Euro Strafe. Italienische Medien berichten über „Wasserdiebstähle“. Landwirtschaftsminister Stefano Patuanelli spricht von der Gefahr von „Wasserkriegen“. Luca Zaia, Präsident der Region Veneto, bat Südtirol um nassen Nachschub, Attilio Fontana, Präsident der Lombardei, ersuchte die Schweiz um Hilfe.
Knapp wird allmählich sogar das Trinkwasser. Auch, weil laut staatlicher Statistik landesweit wegen unzureichender Instandhaltung 42 Prozent des Wassers auf dem Weg zu den Wasserhähnen verloren gehen. „NudelsiebWasserrohre“nennt es der „Corriere della Sera“.
In Rovigo kauft eine Frau Trinkwasser an einem Automaten in der Altstadt. „Man muss sich rechtzeitig eindecken, falls es ausgeht“, sagt sie. In den Supermärkten ist Wasser so gefragt wie WCPapier in Österreich am Anfang der Covid-19-Pandemie.
Apropos: Erst Ende
März ist in Italien der coronabedingte Notstand („Stato di Emergenza) ausgelaufen. Jetzt arbeitet Massimiliano Fedriga, Präsident von Friaul-Julisch Venetien und Vorsitzender der Regionskonferenz, wegen der Dürre mit Ministerpräsident
Mario Draghi an der Verhängung eines Notstands. Mithilfe von oben ist nicht zu rechnen: Ausreichender Regen ist in weiter Ferne. Der Durst rückt näher, bei bis zu 45 Grad Hitze.
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