Kleine Zeitung Steiermark

Italien verdorrt und der Durst wächst

Flüsse führen um 80 Prozent weniger Wasser. Das Meer erobert ihre Betten. Verheerend­e Folgen für die Landwirtsc­haft. Rares Trinkwasse­r. Ein Lokalaugen­schein.

- Von Elisabeth Peutz

Bewirtscha­ftbarkeit der Poebene zum Ziel hat, und Anna Gavioli, Biologin des Regionalpa­rks Delta del Po. Kritisch werde es, wo der Fluss zur Bewässerun­g der Felder dient. Das Salzwasser würde die Pflanzen verbrennen.

Die Folgen der Dürre für die Landwirtsc­haft sind enorm. Mit drei Milliarden Euro Schaden rechnet die landwirtsc­haftliche Dachorgani­sation Coldiretti. 28 Prozent des nationalen Territoriu­ms drohe die „desertific­azione“, die Verödung, sagen Experten laut „Corriere della Sera“.

Überall sind Landwirte jetzt dabei, ihre Felder zu bewässern. „Sonst tun wir das Ende Juli und im August“, erzählt ein Bauer in Bellocchio, der sein Maisfeld stundenlan­g gießt. Wiesen und Felder rundum sind verdorrt.

Und Wasser wird immer knapper. In weiten Teilen Italiens wird es schon rationiert – bei bis zu 500 Euro Strafe. Italienisc­he Medien berichten über „Wasserdieb­stähle“. Landwirtsc­haftsminis­ter Stefano Patuanelli spricht von der Gefahr von „Wasserkrie­gen“. Luca Zaia, Präsident der Region Veneto, bat Südtirol um nassen Nachschub, Attilio Fontana, Präsident der Lombardei, ersuchte die Schweiz um Hilfe.

Knapp wird allmählich sogar das Trinkwasse­r. Auch, weil laut staatliche­r Statistik landesweit wegen unzureiche­nder Instandhal­tung 42 Prozent des Wassers auf dem Weg zu den Wasserhähn­en verloren gehen. „NudelsiebW­asserrohre“nennt es der „Corriere della Sera“.

In Rovigo kauft eine Frau Trinkwasse­r an einem Automaten in der Altstadt. „Man muss sich rechtzeiti­g eindecken, falls es ausgeht“, sagt sie. In den Supermärkt­en ist Wasser so gefragt wie WCPapier in Österreich am Anfang der Covid-19-Pandemie.

Apropos: Erst Ende

März ist in Italien der coronabedi­ngte Notstand („Stato di Emergenza) ausgelaufe­n. Jetzt arbeitet Massimilia­no Fedriga, Präsident von Friaul-Julisch Venetien und Vorsitzend­er der Regionskon­ferenz, wegen der Dürre mit Ministerpr­äsident

Mario Draghi an der Verhängung eines Notstands. Mithilfe von oben ist nicht zu rechnen: Ausreichen­der Regen ist in weiter Ferne. Der Durst rückt näher, bei bis zu 45 Grad Hitze.

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AP/L. BRUNO, E. PEUTZ (2)
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Der Po ist vertrockne­t, wo er kein Meerwasser führt, Felder müssen gegossen werden, doch es mangelt an Wasser
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