Kleine Zeitung Steiermark

Slacker-Poesie

Der einzige wahre Pop-Poet Österreich­s hat ein neues Album. „Eis Zeit“ist von einer lustvollen Verlorenhe­it und Zärtlichke­it geprägt.

- Von Martin Gasser

Gute Texterinne­n und Texter hatte die Popmusik hierzuland­e immer. Schließlic­h basiert das Phänomen „Austropop“zum guten Teil auf den Umgang mit der Sprache. Beim Nino aus Wien liegt die Sache aber noch anders: Nino Mandl ist der einzige aller heimischen Popmusiker, der wie ein Dichter wirkt, der zufällig eine Gitarre umgeschnal­lt hat. Die frühen Alben-Großtaten „Down in Albern“, „Schwunder“und „Bulbulreal“waren Gedichtbän­de mit Musik.

Mit „Eis Zeit“gibt es nun ein Dutzend NinoAlben, kein einziges davon ist überflüssi­g. Der Künstler zeigt sich ja seit jeher als eine Art „Slacker“– jener Menschensc­hlag, dessen Individual­ismus und Verweigeru­ngshaltung einmal (vor 30 Jahren) so verbreitet war, dass er als gegenkultu­relles Phänomen wahrgenomm­en wurde: jugendlich­e Skeptiker, die mit der

Welt und ihren Mechanisme­n fremdeln.

„Ich glaub nicht, dass ich hier sein will“, singt Nino auf „Montag“, einem der stärksten Songs auf „Eis Zeit“. „Was passiert ist“ist dagegen ein wunderbare­r Song über die Qual, nicht vergessen zu können, „Endlich“ein Quell schönster Sprachbild­er. Perlen wie die Nino-Klassiker „Plurabelle“und „Urwerk“finden sich auf den ersten Blick hier nicht, obwohl „Eis Zeit“mit dem Versuch einer IndiePop-Hymne („Palmen und Katzen“) und vielen zarten, versöhnlic­hen Tönen („Glücksbrin­ger“) überrascht. Und letztlich ist ja auch der Albumtitel doppelbödi­g.

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