Andere Länder – andere Gesten?
Der ist nicht fremd, wer teilzunehmen weiß. (Johann Wolfgang von Goethe)
Fuchteln wie die Italiener, Ja-Nicken bedeutet in der Türkei ein Nein, und in Griechenland, um Himmels Willen, niemals OK mit einem Ring von Daumen und Zeigefinger signalisieren. Das gibt auf die Fresse, es bedeutet nämlich A…loch! Die Urlaubsgestiktipps, die jetzt in den Boulevardmedien herum gereicht werden, sind nicht viel mehr als Zuckerstreusel am großen Kuchen der Körpersprache. Schaut hübsch aus, verändert am Kuchen aber wenig. Man spricht von semiotischer Körpersprache, also Zeichenkörpersprache. Mit Verlaub, die können Sie im Urlaub getrost vergessen. Nicht, weil es nicht Zeichen gäbe, die eine Aussage transportieren, und auch nicht, weil manche davon fremd für uns Österreicher und Österreicherinnen wären. Sondern vielmehr weil ihre Bedeutung im Alltag zu gering ist. Nehmen wir als Beispiel DIE Italienergeste: Versuchen Sie mit gestreckten Fingern einer Hand ein paar Reiskörner von einer Tischplatte aufzuheben. Drehen sie die Hand jetzt um, und schauen Sie die Reiskörner zwischen den Fingerspitzen an. Schütteln Sie die Hand jetzt locker aus dem Handgelenk und Sie bekommen die italienische Staatsbürgerschaft. Aber was bedeutet die Gestik? Antwort: Das erkennen wir erst, wenn wir die Mimik dazu wahrnehmen. Ein fragender Gesichtsausdruck? Ein aggressiver Blick? Ein Augenzwinkern dazu? Erst dann wissen wir, wie diese typisch italienische Gestik zu verstehen ist. Nämlich genau so wie der Blick ist. Sie ist also nicht viel mehr als ein Verstärker der Mimik. Eben ein landestypischer. Und so ist es mit den meisten kulturspezifischen Signalen. Achten Sie auf den gesamten Körper und Sie werden schnell verstehen, was gemeint ist. Und bevor Sie sich vor Ihrem Urlaub fremde Gesten aneignen wollen, trainieren Sie lieber Ihre Sympathie und Offenheit. Denn mit der werden Sie mehr Anklang finden, als mit ein paar angelernten Handzeichen. Schließlich würden wir vom indischen Touristen in Österreich auch nicht erwarten, dass er beim Bierfest schuhplattelt. Es reicht, wenn er ein sympathischer und offener Tischgeselle ist.
Emotionen werden überall gleich ausgedrückt und verstanden. Gehen Sie offen, neugierig und sympathisch auf neue Kulturen zu und Sie werden eben das ernten.
ist Körpersprache-Experte.